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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 5
(PDF, 52 MB)
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haben oder dazu auswärtige Arbeitskräfte beigezogen werden mußten
. Da war vor allem ein unterschlächtiges Wasserrad und das Gerinne
zu bauen, dann die mit eisernen Bändern beschlagene große
Bütte mit Zubehör und der darin in kupferner Blase eingebauten
Heizvorrichtung zum Erwärmen und Bewegen des stark mit Wasser
verdünnten Faserbreis. Das wesentlichste und schwierigste Werk
aber war das Stampfwerk oder Teutsche Geschirr mit Löcherbaum
aus einem mächtigen Eichenstamm. In dessen ausgehöhlten Mulden,
die mit eingeschütteten Lumpen gefüllt wurden, fielen die schweren
mit Eisen beschlagenen Hämmer, um unter beständigem Wasserzufluß
die Hadern zu Brei zu zerfasern. Diese Hämmer oder Stämpfel,
zwischen beweglichen Hebeln, den Vorder- und Hinterstauden geführt
, wurden durch die Zapfen einer Daumenwelle über dem Löcherbaum
abwechselnd aufgehoben und fallen gelassen. Die Welle war
mit Übersetzung und Kammradgetriebe vom Wasserrad bewegt.
Von dieser Einrichtung wird das Papierwerk Papiermühle genannt,
obwohl darin nicht gemahlen wird. Weiter waren die verschiedenen
Schöpfformenpaare erforderlich, feingeflochtene Messingdrahtsiebe
in eichenen Rahmen mit abnehmbaren Deckelleisten und kunstvollen
darauf befestigten Filigranfiguren, zur Erzeugung der Wasserzeichen.
Zur ferneren Bearbeitung der geschöpften Bogen gehörten Naß- und
Trockenpressen mit eichenen Spindeln. Die Hänk- oder Trockenböden
mußten mit luftdurchlässigen Luken und Aufhängvorrichtungen
mit Stangen und Stricken versehen werden. Für den Rohstoff
waren Lumpenkammern, Ausleseplätze, Einrichtungen zum Reinigen
und Zerkleinern zu schaffen. Waagen zum Abwiegen der einkommenden
Lumpensäcke und ausgehenden fertig gepackten Papierballen
fanden im Flur ihre Stelle. Zum schreibfesten Leimen des Papiers
war eine Leimküche mit großem Leimkessel, Kochkessel und Leimbütte
zu schaffen.

Alle einzelnen Arbeitsvorgänge bei Herstellung des Papiers und
die dazu gebrauchten Einrichtungen und Geräte sind in einem ohne
Verfasser zu Hamburg im Jahre 1699 herausgekommenen Oktav-
bändchen von 96 Seiten, 11 cm auf 17 cm groß, ausführlich beschrieben
. Sein Titel lautet: „Die Preißwürdige Papiermacher-Kunst /
oder Gründliche Beschreibung / Was für eine edle Kunst und theure
Gabe Gottes es sey umb die höchstnöthige Papiermacher-Kunst / wie
es aus Gottes Wort und denen Historien wie auch andern dienlichen
Gründen /mit der täglichen Praxi und Erfahrung / etc. zu beweisen."
Ich konnte feststellen, daß diese erste wissenschaftliche Darstellung
lediglich ein erneuter Abdruck aus einem erstmals 1661 zu Nürnberg

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