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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 135
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1951/0143
Schätzung fem, so daß die gequälten Hanauer wieder ihre Dörfer
aufsuchten. Seit Herbst 1634 befand sich in Lichtenau der schwedische
Rittmeister Ingold, der leider Brandschatzung und Plünderung
zuließ, wie die Kaiserlichen es taten.

Das Kriegsschadenverzeichnis von 1634/35 gibt einen erschütternden
Bericht über die gewaltigen Verluste der einzelnen Gemeinden.
Die Kirchenbücher weisen eine Statistik von Geburten, Ehen und
Todesfällen bzw. Taufen, Trauungen und Beerdigungen einmaliger
Art auf, eine Zerrüttung und Auflösung in den Familien, die ans
Herz greift. Die meisten Dörfer waren wie ausgestorben. So klagt
1639 der Pfarrer, in Lichtenau seien schon lange keine Einwohner
mehr gewesen. In der Zwischenzeit besetzte der kaiserliche General
Gallas vorübergehend Lichtenau, das zuvor Markgraf Wilhelm von
Baden von seinem Hauptquartier Schwarzach aus in Besitz genommen
hatte.

Da die Kaiserlichen am Oberrhein die Oberhand hatten, bestand
1637 für die evangelischen Hanauer ernste Gefahr der Rekatholisie-
rung, die schließlich aber überwunden wurde.

Das Erscheinen des Herzogs Bernhard von Weimar am Oberrhein
im Jahre 1638 bedeutete einen Wendepunkt des Krieges für die
Protestanten. Sein plötzlicher Tod am 8. Juni 1639 in Neuenburg am
Rhein hatte mancherlei Wirrungen im Gefolge, vor allem, daß sich
die Franzosen in den Religionskampf einmischten. Das verwüstete
Willstätt erlebte 1641 erneut den Krieg mit seinen Schrecken und
Nöten. Am 14. Februar 1641 hatte auch der vielgeprüfte Graf Philipp
Wolfgang seine Augen für immer geschlossen unter Hinterlassung
seiner drei Söhne Friedrich Kasimir, Johann Philipp und Johann
Reinhard IL, alle noch minderjährig. Nach einem Vertrag von 1636
sollte Johann Reinhard nach seiner Volljährigkeit das Lichtenauer
Amt erhalten. Am 17. August 1644 zogen Türenne und Anghien über
den Rhein noch Goldscheuer und Kehl und nahmen am 19. d. M. die
Huldigung des Straßburger Magistrats entgegen. Kurz darauf erschien
Türenne vor Lichtenau, das er am 21. August einnahm.

Es war eine besondere Gunst des Schicksals, daß während der
Nachkriegszeit den verarmten und schwer heimgesuchten Untertanen
in Johann Reinhard II. ein Landesherr geschenkt wurde
, der edel, hilfreich und gut war und alles aufbot, die leibliche
und wirtschaftliche, seelische, geistige und sittliche Not zu lindern
und das Land mit seinen verwüsteten Siedlungen wieder in Ordnung
zu bringen. Wie furchtbar sah es auf den Feldern und in den zerstörten
und verwahrlosten Ortschaften aus! Die meisten Bewohner

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