http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1952/0005
AN DIE I/lEIMAT
Sei mir gegrüßt im Schatten deiner Bäume,
O Dörfchen, das mir einst das Leben gab!
Hier find ich wieder meiner Kindheit Träume,
Hier hnd ich mehr als ein mir teures Grab.
Da, in der Wallnußbäume Schatten
Das kleine Haus, wo meine Wiege stand, ■
Und nebenan die blumenreichen Matten,
Wo Unschuld mir mit Freude Kränze wand.
Und Windeggs graue, moosbewachsne Trümmer,
Wo von den Türmen der Holunder nickt,
Und oft, verwunderungsvoll, im Abendschimmer
Der Fuchs aus dem verwachsnen Fenster blickt.
Der stille Friedhof, wo an Leichensteinen
Ich oft gerührt die fromme Aufschrift las!
Doch damals hatt' ich noch nichts zu beweinen
Und sah die Blumen nur im Kirchholgras.
Jetzt schlummern hier so manche meiner Lieben
Und hören meinen lauten Ruf nicht mehr!
Ach, lange vom Geschick umhergetrieben,
Komm' ich zu ihnen aus der Ferne her.
Ich will mit Klagen nicht die Müden stören;
Wer früher schlafen ging, wird früher wach.
Die Mutter, der wir alle angehören,
Bereitet jeglichem sein Schlalgemach.
Aloys Schreiber.
Siehe dazu „Ortenau", 13. Heft 1926 und 28. Heft 1941. Aus: Gedichte 1801, Seite 170.
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