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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 9
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kannt; aber jedenfalls, Zittersheim war als ein ganz junger Name
festgestellt, der mit alten -heim-Namen der Rheinebene nichts zu tun
hatte. Mit Hilfe der Heimatforschung war dieser Stein des „Anstoßes
und des Ärgernisses" für alle -heim-Theorien beseitigt.

Es gibt noch eine zweite Beziehung zwischen Ortsnamen- und
Heimatforschung. Wo nicht eindeutig bestimmte Bodenfunde vorliegen
, ist der Name eines Ortes meist das älteste
erhaltene Dokument seiner Geschichte. Darum beginnen
mit Recht Ortsgeschichten oft mit Betrachtungen über den
Ortsnamen, meist mit dem begreiflichen Wunsch, daß der Name ein
möglichst hohes Alter des Ortes bestätigen möge.

Nun sind ja die Ortsnamen oft sprechende Namen: „Bühl" besagt,
daß der Ort an den Büheln, d. h. in unserem Falle an den Vorhügeln
des Schwarzwaldes, entstanden ist; Moos, Oberbruch, Sasbachried
weisen auf Gründungen im Moor, Bruch und Ried hin; aber sie sagen
uns damit kaum mehr, als was uns der tägliche Augenschein schon
verrät. Etwas mehr verkünden Namen wie Königshofen, Bischofsheim
, Pfalzgrafenweiler: Gründung oder Beherrschung durch einen
König, Bischof, Pfalzgrafen; aber solche Namen sind selten. Doch
was erfahren wir schon über die Geschichte unseres Heimatortes,
wenn wir wissen, daß Helmlingen „bei den Leute des Helmilo",
Blittersdorf, Hügelsheim, Ottersweier „Dorf des Blithari", „Heim des
Hugini", „Weiler des Audhari" bedeuten? Denn wir wissen kaum je
einmal, wer und was diese Männer gewesen sind und welche Rolle
sie in der Frühgeschichte des Ortes gespielt haben. Nur selten lüftet
einmal ein Glückszufall den Vorhang, etwa wenn wir aus einer Urkunde
erfahren, daß 830 ein Engilram dem Kloster St. Gallen ein
novale, d. h. eine Neurodung, schenkt, die Adalramniswilare genannt
wird und die sein Vater Adalram selbst gerodet und ihm vermacht
hat. Da blicken wir einmal in die Geburtsstunde einer Siedlung; aber
um das Glück nicht vollkommen zu machen, wir wissen heute nicht
genau, wo dieses Adalramsweiler liegt oder wie es heute heißt.
Wartmann, der Herausgeber der St. Galler Urkunden, hatte drei verschiedene
Orte als mögliches Adalramsweiler vorgeschlagen. Wahrscheinlich
passen sie aber alle drei nicht.

Was wir wissen möchten, um den Ortsnamen für die Ortsgeschichte
auswerten zu können, das ist die Frage, auf welche Weise, aus
welchem Grunde, durch wen und zu welcher Zeit der Ortsname gegeben
worden ist; mit diesen Fragen stehen wir mitten in der Ortsnamenproblematik
, und damit mündet zugleich die Ortsnamenforschung
in die der Siedlungsgeschichte ein.

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