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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 12
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und in der Bourgogne, wo sie Perrenof) in jahrzehntelanger
Arbeit wohl lückenlos herausgearbeitet hat, der Westgoten in Südfrankreich
, der Langobarden in Oberitalien; Gamillscheg6) hat
das ganze Material in seiner Romania Germanica zusammengetragen.

Andererseits hat Bach7) gezeigt, daß -ingen jede Zugehörigkeit,
nicht nur die zu einer Sippe bezeichnen kann: Bischof fingen am
Kaiserstuhl meint die Leute, vielleicht die Hörigen eines Bischofs,
Mühlingen die Leute bei der Mühle, Usingen die, welche an dem
Flüßchen Use wohnen. Natürlich kann -ingen auch einmal alemannischer
Herkunft sein, kann eine Sippensiedlung sein, aber aus der
Namensform mit -ingen kann es nicht geschlossen und bewiesen
werden; was es in jeder einzelnen Landschaft ist, hat vor allem die
Heimatforschung herauszubekommen. So hat z. B. eine Freiburger
Dissertation von E. S c h i 11 i n g e r8), vor allem durch Auswertung
der Ergebnisse der Reihengräberforschung und der Stifter- und
Zeugennamen in den Urkunden für die -ingen des Breisgaus festgestellt
, daß sie ursprünglich kleine grundherrliche Siedlungen gewesen
sein müssen. Ähnliches hat man in Bayern beobachtet.

Wer die Namen eines Typus, z. B. -heim, sammelt und auf deren
älteste Uberlieferungen zurückgeht, wird bald auf Fälle stoßen, wo
der gesuchte Name nicht ursprünglich ist, sondern einen anderen,
älteren abgelöst, verdrängt hat. Wir sprechen dann von sekundären
Namen. Es liegt also eine Namensänderung zugrunde
; eine solche ist viel häufiger, als man früher annahm, oft
aber recht schwer nachzuweisen. Nur selten finden wir Urkunden,
die uns alten und neuen Namen zugleich nennen; ganz selten einmal
können wir den Beginn der Änderung des Namens beobachten.
Da schenkt z. B. eine Waltrada dem Kloster Fulda ihre Rodung
Hohenrod; aber bei der Datierung heißt es: geschehen in Hohenrod,
das einige Waltratehus nennen. Einige, das sind gewiß die Nachbarn
, die die Rodung nach ihrer Besitzerin nennen, während diese
selbst wohl den Namen Hohenrod gewählt hatte. Durchgesetzt hat
sich die Namengebung durch die Nachbarn; der Ort heißt heute in
allmählicher Umbildung Waltershausen. Nicht jeder Ortsname, den
wir in älteren Urkunden finden und heute nicht mehr nachweisen
können, stammt deshalb von einem abgegangenen Ort, einer Wüstung;

s) Perrenot, La toponymie burgonde, 1942.

6) Gamillscheg, Romania Germanica. 3 Bande. 1934—36.

7) Bach, Die deutschen Namen auf -ing in ihrer geschichtlichen und räumlichen Entwicklung
(Rheinische Vierteljahresblätter X, 1940).

e) Erika Schillinger, Die Siedlungsgeschichte des Breisgaus bis zum Ende der Karolingerzeit
, unter besonderer Berücksichtigung der Ortsnamen. Freiburger Dissertation. 1944.

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