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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 24
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kannt geworden (siehe Skizze 4). Durch das Kinzigtal geht eine
römische Straße, aber die römische Besiedlung ist wohl nicht weit
über Gengenbach vorgestoßen; einzelne Streufunde weiter talaufwärts
sprechen wohl nicht gegen diese Auffassung. Die Walchenorte
Welch-Bollenbach und Welchen-Steinach, und ein paar Orte, deren
Namen aus romanischen Flurnamen entstanden sind, wie Ullerst,
Fannis, Pfaus und Gürtenau, liegen in Nebentälem, engen Waldtälern
, und namentlich die letztere Gruppe sehr hoch oben. War
dieses Gebiet wirklich unbesiedelt, und das ist sehr wahrscheinlich,
und haben die Romanen dort auf der Flucht vor den Alemannen,
wie Schulte meint, nichts als das nackte Leben gerettet, was auch
wieder nicht unwahrscheinlich, dann wären sie in den engen Waldtälern
des Schwarzwaldes verhungert, ehe auf mühselig gerodetem
Land das erste Korn hätte grünen können. Man muß die Dinge ganz
nüchtern sehen; man kann nicht entlegene Waldgebiete roden ohne
Vorräte für mindestens ein Jahr oder ohne dauernden Nachschub
aus dem Hinterland, das doch hier in der Hand des alemannischen
Feindes war. Wahrscheinlicher ist doch, daß man Romanen erst später
— etwa in fränkischer Zeit — für den Bergbau, der sich dort im
Mittelalter nachweisen läßt, oder zur Rodung herangeholt hat; das
paßt auch besser zum Namensbild der Gegend. Unten im breiten
Kinzigtal am Ausgang der Nebentäler Steinach und Bollenbach; nach
ihnen erst können die höher ins Nebental vorgeschobenen jüngeren
Siedlungen mit romanischen Kolonisten Welchensteinach und Welch-
bollenbach benannt worden sein; von diesen sind dann noch höher
hinauf romanische Tochtersiedlungen mit rein romanischen Namen
gegründet worden; dazu paßt, daß Buck, auf den sich auch Schulte
beruft, diese vier romanischen Siedlungsnamen mit mittellateinischen
und altfranzösischen, d. h. mittelalterlichen Wörtern, in Verbindung
bringt; das weist auf Romanen, die erst im frühen Mittelalter aus
dem Westen herübergekommen sind. Ähnlich scheinen mir Waldulm
(alt Walhulm) und Sasbachwalden (alt Sasbachwalhen) Tochtersiedlungen
von Ulm und Sasbach, aber mit romanischen, wohl im
Weinbau erfahrenen Kolonisten zu sein. Zeigen doch die Orte Sas-
bachried und Obersasbach, daß das sehr alte Sasbach seine einst
große Gemarkung trefflich zu entwickeln verstanden hat.

Auch die germanische Landnahme am Oberrhein
bietet mancherlei Probleme. Zwar eine der unbestrittensten Tatsachen
der Ortsnamenforschung ist die, daß die - ingen-Orte
die erste dauernde Landnahme der Germanen auf römischem Boden
kennzeichnen. Ein geschlossener -ingen-Gürtel zieht sich von Flan-

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