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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 96
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weiter gegen Osten wuchs, auseinandergerissen werden. Wie tief
diese Einschnitte gehalten werden müßten, war nicht von Anfang an
klar. Daß sie je östlicher, um so tiefer ausfallen würden, war im
Hinblick auf die zu vermeidende verlorene Steigung aber klar. An
der nach Zell führenden Straße, der Zeller Straße, kam man noch
mit einem Niveauübergang aus, den man vor hundert Jahren, obwohl
er voraussichtlich in den Bereich der täglichen Rangiermanöver
hineinfiel, keineswegs scheute, da der Straßenverkehr sich auf wenige
Pferde- oder Ochsenfuhrwerke beschränkte. Am heutigen Mädchenschulhaus
im Zuge der Friedensstraße und beim Zähringer Hof im
Zuge der Weingartenstraße mußte man jedoch von anfang an mit
der Notwendigkeit von Straßenüberführungen rechnen,
obwohl östlich der Eisenbahnlinie damals noch fast keine Straßenzüge
und Häuserbauten bestanden (Offenburg zählte zur Zeit des
Eisenbahnbaues erst zwischen 3600 und 3800 Seelen). Die beiden
Überführungen über die damaligen zwei bis drei Eisenbahngleise
wurden deshalb ziemlich primitiv und schmal erbaut, bis sie zwei
Menschenalter später infolge Ausdehnung der Stadt nach Osten,
Vermehrung der Gleise und Zunahme des Straßenverkehrs verbreitert
, verstärkt und modernisiert werden mußten. Die beiden heutigen
Überführungen stammen aus der Zeit des Bahnhofumbaues
nach 1900.

Wäre diese Zerschneidung Offenburgs durch die Eisenbahn, die
der Stadt in städtebaulicher Hinsicht bis weit ins zwanzigste Jahrhundert
hinein soviel Kummer bereitet hat, 1844 zu vermeiden gewesen
? Natürlich wäre sie es gewesen, wenn man den Ausweg einer
Trassierung der Eisenbahn westlich Offenburgs gewählt hätte.
Und so ergibt sich auf Grund aller noch vorhandenen Bauakten und
des topographischen Aufbaues der Offenburger Landschaft diese Erkenntnis
: Man hätte die Eisenbahn westlich der Stadt
führen sollen, wäre hier aber in das Überschwemmungsgebiet
der damals noch unkanalisierten Kinzig hineingeraten, wovor man
begreiflicherweise zurückscheute. Letzten Endes ist es also die
noch nicht kanalisierte, wild d a h i n s t r ö m e n d e
Kinzig gewesen, die den Eisenbahnbauer vor 110 Jahren den
heutigen Weg der Bahnlinie hat wählen lassen.

Vom heutigen Standpunkte aus wäre nichts natürlicher gewesen
als diese westliche Trassierung, die nicht nur nicht die Stadt selbst
in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch die tote Steigung der Eisenbahn
abermals reduziert hätte. Der Weg zum Bahnhof wäre für die
Offenburger vielleicht unwesentlich länger gewesen, aber das War-

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