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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 215
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1953/0215
weist eine Abhandlung von Dr. Blaese, der die damalige Fürstenpolitik: ausgiebig
lebendig werden läßt.

Und nun ist der 100. Band der Zeitschrift für die Geschichte des
Oberrheins erschienen, welche die reichen Quellen des Staatsarchivs in Karlsruhe
sowie Abhandlungen und Forschungen aus allen Zweigen der historischen
Wissenschaften der Veröffentlichung zugeführt hat und es hoffentlich noch in ferner
Zukunft tun kann. Aus Anlaß dieses seltenen Jubiläums ist ein Inhaltsverzeichnis
über.die Gesamtreihe der Zeitschrift herausgebracht worden, bearbeitet von Paul
Fütterer. Dadurch ist dem Forscher und dem Freund heimatlicher Geschichte eine
wesentliche Erleichterung in der Auffindung einschlägiger Literatur geschaffen
worden, wofür man nicht genug dankbar sein kann.

Der 100. Band, 1. und 2. Heft, reiht sich den anderen Bänden würdig an, indem
er Beiträge mehr für den zünftigen Historiker, aber auch für den geschichts- und
kunstbeflissenen Laien, den Politiker und Literaturfreund bringt. Zwei Beiträge
führen uns nach Konstanz, der eine behandelt „Die Besetzung des Bistums Konstanz
vom Wormser Konkordat bis zur Reformation", der andere „Die Protokolle
des Konstanzer Domkapitels". Die Wahl des Bischofs nahm das Domkapitel vor,
doch bei einer Doppelwahl entschied der Papst die Wahl, ein andermal erfolgte
diese mit Willen des Kaisers, auch war mal wieder freie Wahl des Kapitels möglich.
Zur Zeit des avignonesischen Papsttums (1305 bis 1378) war das Wahlrecht des
Domkapitels durch päpstliche Provisionen und Reservationen stark eingeschränkt,
dabei versuchten die deutschen Könige und Kaiser und auch die Territorialherren
das Kapitel und den Papst in ihrem Sinn zu beeinflussen. Die unselige Kirchenspaltung
(1378 bis 1417) griff auch auf das Konstanzer Domkapitel über, die Neubesetzungen
erfolgten alle durch päpstliche Provision, in drei Fällen wurde der
Wahl des Domkapitels Rechnung getragen, in drei Fällen nahmen die Päpste von
sich aus Ernennungen vor. Bei den letzten vorreformatorischen Konstanzer Bischofswahlen
war der päpstliche Einfluß nur noch sehr gering, die päpstliche Provision
fiel immer auf solche, für die sich das Domkapitel schon entschieden hatte, doch
konnte Otto von Sonnenberg (1474 bis 1491) erst nach dem Tode Ludwigs von
Freiberg (1480), für den die Kurie eingetreten war, die Erlaubnis erhalten, sich von
einem Bischof weihen zu lassen. Auf den ersten Blick scheinen die Protokolle des
Konstanzer Domkapitels, 1. Lieferung, 1487 bis 1498, wenig Bedeutendes zu enthalten
, doch sieht man näher zu, so muß man erkennen, daß aus ihnen manches
Wichtige für Kirchen- und Kirchenverfassungsgeschichte, Liturgie und Volkskunde,
Wirtschaftsgeschichte, Kunst- und Musikgeschichte entnommen werden kann. Auch
dürfte es von besonderem Reiz sein, das tägliche Leben des Konstanzer Domkapitels
in jenen Jahren ungeschminkt kennenzulernen und gleichsam zu belauschen und
mitzuerleben. Bei der Besprechung des Beitrags „Die Skulpturenzyklen im Tym-
panon am Westportal des Freiburger Münsters" kann nicht auf die verschiedenen
Auffassungen eingegangen werden, sondern es soll nur eine kurze Beschreibung
des Tympanon gegeben sein. Dieses ist in drei Reihen übereinander aufgebaut,
wovon zwei noch einmal untergeteilt sind, die mittlere durch ein Wolkenband, die
untere durch die Särge der Auferstehenden. Im untersten Felde sehen wir die auf
dem Lager gebettete Hl. Mutter, die mit dem linken Arm das göttliche Kind
umfaßt, während sie mit zwei Fingerspitzen der rechten Hand das Gesicht des im
Krippenkorb erhöht liegenden Kindes zart berührt. St. Joseph sitzt sinnend am
Fußende des Lagers, hinter ihm steht ein Hirte von gedrungener Plumpheit mit
Ziege, Schafen und Hund. Sodann ist die Gefangennahme und Geißelung und der
Tod des Judas dargestellt. Im oberen Feld der unteren Reihe erstehen die Toten
aus den Gräbern, nach der Nordseite die Gerechten, nach Süden die Ungerechten,
beide getrennt durch den seelenwägenden St. Michael und den die Hände zusammenschlagenden
Teufel, der dadurch ob der Rettung der Seele sein unwilliges
Erstaunen ausdrückt. Im unteren Feld der zweiten Reihe treten die Seligen und

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