Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 15
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0017
An Großherzogliches Justizministerium!

Die Untersuchung gegen den Regierungsdirektor
Peter von Constanz wegen behaupteter Teilnahme
an hochverräterischen Unternehmungen.

Unter den in Folge der Volkserhebung 1848 unverdient mißhandelten Männern
steht Peter wahrlich nicht in letzter Reihe. Trotz der laut für ihn sprechenden
Entlastungsbeweise beharrt die Gerechtigkeitspflege in Baden stets fort auf der
Verfolgung dieses — streng genommen für die Regierung nicht minder wie für
das Volk — vielverdienten Mannes.

Eine Verfolgung nämlich ist es, wenn ein Mann wie Peter keinen andern Weg
vor sich haben soll, um zu einem Urtheil, ob schuldig oder nicht schuldig, gelangen
zu können, als sich einer in Baden ohnehin sehr anrüchig gewordenen
Untersuchungshaft zu unterziehen, die an und für sich schon eine anticipierte
Strafe ist gegenüber dem Schuldigen, da sie an Strafmaß nicht in Anrechnung
kommt, empörend für den Unschuldigen, dem kein Erdengott die verlorene Zeit,
die erlittene Kränkung zu ersetzen vermag; vollends unerträglich aber für einen
Mann, der in Folge geschwächter Gesundheit dem Sturme seiner Gefühle erliegen
müßte, stünde ihm nicht liebevolle Teilnahme zur Seite.

In dieser Lage ist Peter; er würde der so oft willkürlich dehnbaren Untersuchungshaft
erliegen.

Der unterfertigte Volksverein hat in seiner jüngsten Sitzung daher beschlossen,
an Großh. Justizministerium das Verlangen zu stellen, dasselbe wolle beschließen:
„Die Untersuchung gegen den Regierungsdirektor Peter sei in Konstanz einzuleiten
, daselbst ununterbrochen fortzusetzen, Peter aber bis zu einem erfolgten
Verdikt des Geschworenengerichts gegen Kaution auf freiem Fuß zu belassen."

Die Kautionsleistung, in welcher Art sie auch verlangt werde, übernimmt der
unterfertigte Volksverein. Da Großh. Justizministerium im Interesse der öffentlichen
Gerechtigkeit wünschen muß, das Untersuchungsverfahren vollständig ans Ende
führen zu können, diese Absicht aber nur auf dem angetragenen Wege erreichbar
ist, so erwarten wir Berücksichtigung des desfallsigen Antrages und Mitteilung
der hierwegen erfolgten Entschließung.

Doch wurden diese Anträge überholt durch die Ereignisse vom
Mai 1849. Schon auf der Landesversammlung zu Offenburg war in
Punkt 2 gefordert worden: Das gegenwärtige Ministerium ist sofort
zu.entlassen, und Bürger Brentano, Obergerichtsadvokat zu Mannheim
, und Bürger Peter, Reichstagsabgeordneter von Konstanz, sind
mit der Bildung eines neuen Ministeriums zu beauftragen. Schneller
als erwartet konnte dies geschehen, da auch in Karlsruhe das Militär
meuterte und der Großherzog und die Regierung flohen. Brentano
bildete eine Regierung aus vier Männern, in welcher Amand Goegg
von Renchen Finanzminister, und Jos. Ig. Peter Justizminister wurde.

Doch hatte diese Regierung nur kurzen Bestand. Sie wurde in ein
dreiköpfiges Direktorium mit diktatorischer Gewalt geändert und
der Sitz vor den anrückenden preußischen Truppen nach Freiburg
verlegt. Von hier aus begaben sich die Führer ins Ausland. Peter
suchte Zuflucht in der Schweiz, wo seine Tochter Emma in Frauenfeld
mit dem Arzt Reiffer verheiratet war.

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