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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 35
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0037
stellte immer wieder die neue Straßenführung dar: Für den Fall, daß
die drei Hauptstraßen (nach Frankfurt, nach Offenburg und die Riedstraße
nach Dinglingen) nicht nur durch die Festung, sondern auch
durch das mit Sundheim vereinigte Neukehl geführt werden, gingen
sie durch das Überschwemmungsgebiet von Kinzig und Schutter;
dies würde eine Menge Brücken und Dohlen und hohe Auffüllungskosten
erfordern. Für besser wurde der höher gelegene Gemeindeplatz
gegen den Rhein bei Sundheim erklärt, hier wäre jedoch die
Vereinigung der drei Straßen schwierig.

Bei einer neuen Augenscheinnahme durch alle Behörden wurden
die bisherigen Pläne verworfen und die Verlegung auf das Gebiet
links der Kinzig bei Neumühl als beste Lösung vorgeschlagen. Da
dieses Gelände Privatbesitz war, würden zum Ankauf der notwendigen
100 Morgen Land 50 000 fl. benötigt. Besonders vorteilhaft
wäre es, so lautet das Ergebnis, wenn der schon längst geplante
Durchstich vom Neumühler Köpfel bis zum Schuttersteg verwirklicht
würde, weil dann Neumühl völlig mit Neukehl vereinigt werden
könnte. Die Dorf-Kehler, so plante das Kinzigkreis-Direktorium,
könnten wählen: Die Gewerbsleute sollten sich in Neumühl, die
Ackersleute, Fischer und Flözer in Sundheim niederlassen. Zwischen
Neumühl und Sundheim könnte eine Stadt entstehen: „Würde man
den neuen Ansiedlern bei Neumühl einige Freiheiten und Gerechtigkeiten
gestatten, könnte hier eine Stadt heranwachsen, die den Verlust
des altbadischen Städtchens Kehl reichlich ersetzen würde."

Die Ereignisse waren schneller als die Beratungen der Behörden.
Am Tage der Abfassung obigen Berichtes wurde der Festungs-Rayon
(das ganze Dorf Kehl) ausgesteckt und die Häuser bestimmt, welche
bei Eintritt ernster Ereignisse weggeräumt werden sollen. Mancher
Dorf-Kehler riß sein Haus jetzt selbst ab und schaffte Holz und Vorräte
fort. Einige Tage nach der Leipziger Schlacht gab das Finanzministerium
dem Oberbaudirektor Weinbrenner und dem Major
Tulla den Auftrag, die Verlegung an Ort und Stelle zu prüfen. Im
November nahten die Verbündeten. Einige Tage zuvor rissen französische
Soldaten Privathäuser nieder und setzten viele in Brand.
Die Dorf-Kehler flohen und fanden Unterschlupf in den Hanauer
Dörfern. Stadt-Kehl kam diesmal glimpflich davon, da das Militär
die Gebäude noch gebrauchen konnte. Am 2. Mai 1814 erst wurden
nach fünfmonatiger Belagerung Stadt und Festung von den französischen
Truppen geräumt. Nach völliger Niederlegung der Festungswerke
und Auffüllen der Gräben konnte der Wiederaufbau nach den
Plänen Tullas und Weinbrenners beginnen.

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