Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 38
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für die Renaissance: auf einer Säule im meist polygonen Becken,
steht vielfach ein gerüsteter Krieger, dem das Wappen des zuständigen
Herrn bzw. der betreffenden Stadt beigegeben ist. Auch Tiere
mit Wappen fanden Verwendung, so Löwen und Elefanten. Die
Brunnensäule des alten Wollmatinger Gemeindebrunnens war zum
Beispiel von einem wappentragenden Löwen bekrönt (siehe Heft 1/2
des 15. Jahrgangs der Zeitschrift „Mein Heimatland")1). Gern werden
die Trogwände mit Wappen verziert. Auch Heiligenfiguren lassen
sich als Wappenträger nachweisen, so Sankt Martin auf dem
Martinsbrunnen in Chur, der sich mit der linken Hand auf einen
Schild mit Stadtwappen stützt (1556, später renoviert). 1601 wurde
der Mohr von Schaffhausen geschaffen, eine Brunnenfigur, die einen
der hl. Dreikönige darstellt und deren Rechte sich auf den Reichsschild
lehnt. Dies ist nun auch die Wappenstellung bei der Marienstatue
des ein Jahr später entstandenen Lichtentaler Brunnens: Maria
Königin, die rechte Hand auf einen Schild legend! Also ein kriegerisches
Moment, hineingetragen in den Frieden dieses Brunnens und
seiner sakralen Bekrönung! Das dürfte wohl für Marienbrunnen
etwas ganz Singuläres sein. Zwar findet man beispielsweise auch
am Delsberger Marienbrunnen Wappen (Schweiz); allein diese sind
an der Säule als Flachreliefs angebracht und verleihen ihr dadurch
neben dem architektonischen auch noch heraldischen Wert (1579).
Der Lichtentaler Wappenschild sollte wohl den Schutz der Gottesmutter
versinnbildlichen, ihr Eintreten für Land und Kloster in
schwerer Zeit.

Energie, Aktivität zeigt das Gotteskind, das sie mit der linken
Hand sorglich hält. Es hat das anmutige Köpfchen gewendet und
schaut genau in derselben Richtung wie seine Mutter, und zwar
voll lebendigen Interesses. Das linke Händchen umfaßt — vermutlich
— einen Apfel, das Symbol ewigen Lebens und wahrer Freude.
Auch in seiner Haltung, in seinem Blick liegt etwas Königliches:
beide Figuren verkörpern das Königtum einer hilfsbereiten, starken,
aber keineswegs sentimentalen Liebe.

Die Brunnensäule zeigt die Jahreszahl 1602

Der Brunnen ist also entstanden in einer Zeit, die schwer auf der
Abtei im Oostale lastete. Um die Wende dieses Jahrhunderts regierte
in der Markgrafschaft Baden-Baden der Baden-Durlacher Ernst Fried-

1 Der jetzige dort befindliche, von Emil Stadelhofer erstellte Brunnen trägt ebenfalls einen
Löwen und zwei Wappen.

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