Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 41
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die Abtei und ihr Brunnen diese äußerste Gefährdung heil überstanden
! Wie ein Aufatmen, wie der Beginn eines neuen Lebens war
es, als die Verschalung endlich entfernt werden konnte und die
Madonna wieder frei auf der Brunnensäule stand und freundlich zum
Abteigebäude hinüberschaute.

Zum Abteigebäude? Ist es nicht ein wenig sonderbar, daß sie sich
gleichsam von den ankommenden Besuchern abkehrt und nur Auge
und Sinn für das Kloster zu haben scheint? Es dürfte wohl nicht immer
so gewesen sein. Auf einer Lithographie von Velten aus dem
Jahre 1828 nimmt sie eine Seitenstellung zum Abteigebäude ein und
konfrontiert die Ökonomiegebäude und den Weg, der vom äußeren
Tor zum inneren Klosterportal führt. Die Tradition will wissen, die
Figur sei im 19. Jahrhundert einmal gedreht worden, der Abteifront
zu. Wenn sich auch in den Akten hierüber nichts fand, so ist eine
solche Drehung doch leicht möglich, ja wahrscheinlich, zumal die
Säulenfigur bei der Renovation unter Euphrosina Lorenz nur aufgesetzt
wurde, da ja die Säule erhalten geblieben war, wie die Entstehungsjahreszahl
1602 an der Säule beweist.

Ein Brunnen dient im allgemeinen einem Doppelzweck: Wasserspender
und Zierde zu sein. Ob der Lichtentaler Brunnen als Viehtränke
verwendet worden ist, scheint zweifelhaft; dagegen sprechen
seine Schönheit und die Höhe des Beckens. Dieses lag früher
sogar noch höher als heute. Als nämlich vor dem ersten Weltkrieg
eine neue Kanalisierung nebst Anschluß an die städtische Kanalisation
im Klosterhof durchgeführt wurde, fand man bei den Grabungen
daselbst noch die Spuren des großen Brandes der Klosterscheune
und -Stallungen vom Jahre 1734, deren Schichten den Hof um 40
bis 50 cm erhöhten und damit den Brunnen niedriger machten. Zwar
zeigt eine um 1775 gefertigte Federzeichnung, die den baulichen Zustand
des Klosters vor dessen Neubau 1728 rekonstruiert, wie Tiere
am Brunnen trinken; doch dürfte dies wohl als Dekoration zu werten
sein, da die Zeichnung auch sonst die kahle Hoffläche durch
Tierdarstellungen zu beleben sucht.

Den Zweck der Verschönerung des Geländes erfüllt der Brunnen
durch seine architektonische und plastische Gestaltung vollauf. Der
unbemalte, aus rotem Sandstein gefertigte Brunnenbau paßt in seinem
einfachen, doch stilvollen Aufbau in die Einfachheit und Anspruchslosigkeit
des Lichtentaler Zisterzienserinnenklosters und harmoniert
vorzüglich mit dem einfachen Barock des Abteigebäudes
und dem Tannengrün des angrenzenden Leisberges.

Der Hauptzweck der Brunnenerrichtung dürfte aber wohl ein

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