Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 46
(PDF, 63 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0048
Dresden aufhielt, das gewünschte Darlehen. 900 Gulden bekam der
Sekretär Eimer, 800 nahm Hennenhofer für sich in Anspruch. Er bat,
diese Summe an Georg Wagner in Kippenheim zu schicken mit
folgender Begründung: ,,Es ist mir nur, daß die Leute es in Karlsruhe
nicht gerade merken, denn eine Hoheit hatte schon einmal sich geäußert
, ich bezöge immer Geld von Frau von Langenstein."

Im Mai 1840 teilte der Major Mordes mit, daß er im August nach
F r e i b u r g verziehen werde. Hier fand er einen Kreis von Freunden
, „welche sein wohlwollendes Wesen, seine geistvolle, durch
Lebenserfahrung lehrreiche und ständig durch heitere Scherze und
Anekdoten gewürzte Konversation anzog". Aber auch in Freiburg
fehlte es dem verschwenderischen Herrn Major stets an Geld. Er
bezog aus der Apotheke Kippenheim Medikamente und schuldete
hierfür seit 1842 dem Besitzer 111 Gulden. Bei einem Weinbauern
in Mahlberg kaufte er Wein für 100 Gulden, vergaß aber das Bezahlen
. Ratschreiber Thurm in Kippenheim lieh ihm 1849 nicht
weniger als 500 Gulden.

In diese Zeit fällt auch ein Besuch des späteren Hofgerichtsdirektors
Christ bei Hennenhofer. Nach scharfem Trinken fragte Christ:
„Sind Sie der Mörder Kaspar Hausers?" Antwort: „Nein, auf mein
Wort, das bin ich nicht; aber ich bin eben daran, Memoiren zu
schreiben, die erst nach meinem Tode veröffentlicht werden sollen,
und werde bei dieser Gelegenheit auch spezielle Aufschlüsse über
Kaspar Hauser geben." Ähnlich äußerte er sich bei einer Hochzeit
in Baden-Baden: „Es wird nicht geplaudert; nach meinem Tode erfahrt
Ihr alles."

So ganz wohl scheint es dem gewandten Manne in Freiburg trotz
guter Freunde nicht gewesen zu sein; es fehlte offenbar auch nicht
an Feinden. Anfang Dezember 1844 erlaubte er sich „in tiefster Ehrfurcht
ersterbend, untertänigst und treu gehorsam" mit einer eigentümlichen
Bitte an den Großherzog: „Seit meinem Schlaganfall — es
geht nun ins achte Jahr — habe ich unausgesetzt mit Körperleiden
und oft mit sehr empfindlichen zu kämpfen. Die Rückwirkung auf
die durch böswillige Verfolgungen ohnehin bewegte Gemütsstimmung
ward noch mehr durch bittere Heimsuchungen im Hauskreis
gesteigert. Die natürliche Folge dieser Zustände ist eine kranke
Nervenreizbarkeit, die bei jeder Beziehung aufs fühlbarste sich
äußert. Dadurch bin ich zur Erwägung gekommen, ich müsse unter
ganz fremden Verhältnissen eine stille, rein vegetierende Lebensweise
suchen. Zu diesem Zweck möchte icht ins Ausland, etwa ins
südliche Tirol, übersiedeln." Und wieder weist er auf die „treuen

46


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0048