Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 53
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genannten Ulmer Hubspruch übte der klösterliche Schultheiß zu
Scherzheim im Namen des Abtes des Klosters Schwarzach die Gerichtsbarkeit
aus, weshalb er auch im Jahr 1397 von Graf Ludemann IV.
von Lichtenberg gewaltsam „abgetrieben" wurde. Erst um 1250 wurde
die Michaelskirche zu Schwarzach „ecclesia parochialis", Pfarrkirche,
und damit von Scherzheim getrennt. Die Kirche zu Scherzheim war
dem Heiligen Kreuz — sanctam crucem —, später dem heiligen
St. Symphorian geweiht, dessen Jahrtag am 22. August gefeiert
wurde. Sie bestand aus einem bescheidenen einschiffigen Kirchenraum
, der auf der Ostseite in einen festen Chorturm überging. Dieser
romanische Chorturm gilt als charakteristisch für die erste Welle
der Siedlung und für den fränkischen Einfluß im Kirchenbau in
unserer Heimat. Zwei dieser alten Chorturmkirchen sind in unserer
nächsten Umgebung bis heute erhalten geblieben, die zu Freistett
aus dem 11. Jahrhundert und die zu Hausgereut. Die gedrungene,
wuchtige und festungsartige Form dieser Türme entsprang wohl dem
Wunsche, den Altarraum zu schützen, zumal die Obergeschosse vielfach
zu Wehrzwecken in Zeiten der Gefahr dienten. In ihrem Grundriß
blieb diese alte Kirche erhalten bis zum Bau der heutigen Kirche
im Jahre 1810, aber eine Bauzeichnung aus jenem Jahre zeigt sie
nicht mehr mit dem alten Satteldach, sondern mit einem Spitzdach,
das ihr im 17. Jahrhundert aufgesetzt worden war.

Bis in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts war das Kloster
Schwarzach alleinige Herrin des großen Kirchspieles Scherzheim.
Erst von da an treten die Herren von Lichtenberg als Landesherren
auf. Die Herkunft dieses Geschlechtes ist unbekannt, vermutlich
aber hat Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) sie aus seiner schwäbischen
Heimat von den Hängen der Alb ungefähr nach 1165 ins Elsaß verpflanzt
, wo im Jahr 1197 urkundlich als erster Adalbert von Lichtenberg
erscheint. Ihr Stammsitz im Elsaß ist die gleichnamige Burg auf
einem steilen Berggipfel bei Ingweiler nördlich der Moder. Nach
dem Aussterben der Herren von Lichtenberg im Jahre 1480 zerfiel
die Burg, sie wurde aber von den Franzosen unter Ludwig XIV. wieder
befestigt und erst im Krieg 1870 zerstört und liegt seit dieser
Zeit in Trümmern. Der Anfall des Gebietes an die Lichtenberger ist
wahrscheinlich mit der im Jahr 1273 getätigten Wahl Konrads von
Lichtenberg zum Bischof von Straßburg erfolgt. Bald faßten die
Lichtenberger auf dem rechten Rheinufer Fuß. Im Jahre 1298 kauften
sie vom Kloster Schwarzach die Orte Helmlingen, Memprechts-
hofen, Muckenschopf und Scherzheim, sowie einen großen Grundbesitz
zwischen Ulm und dem Rhein. Um diese ausgedehnte Er-

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