Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 60
(PDF, 63 MB)
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im März 1636 wurde Lichtenau wieder von dem kaiserlichen General
Graf Gallas besetzt, am 9. und 10. November 1637 wird der Durchzug
von 3000 Kroaten — der ob ihrer Grausamkeit gefürchteten
,.Krawatten" — gemeldet, die Plünderungen, Verwüstungen, Zerstörungen
der Dörfer, die Gewalttaten, Mißhandlungen, Folterungen
und Mord nahmen kein Ende mehr, die Einwohner waren auf die
Rheinwörthe geflohen, gestorben und verdorben, die Felder wurden
nicht mehr bebaut, das Land wurde zur Einöde. Am 21. August 1644
wurde Lichtenau wieder durch den französischen General Turenne
eingenommen, und als die Franzosen im Frühjahr 1645 abzogen,
wurde das Amt von dem bayerischen Obristen Baumberger besetzt—
es war kein Unterschied mehr zwischen Freund und Feind, zwischen
Kaiserlichen, Franzosen oder Schweden. Im Jahre 1647 kam es in
Lichtenau zu einer Rebellion der Altweimarer Regimenter gegen die
Franzosen, wobei natürlich wieder alles zerschlagen und geplündert
wurde. Zuletzt zogen beide ab und überließen die Trümmer des
Städtchens dem kaiserlichen Obristen Moser, der es bis zum Friedensschluß
1648 besetzt hielt, um es vor seinem Abzug noch einmal
den Soldaten zur Plünderung zu überlassen. Bei all diesen Kriegshandlungen
wurde nicht nur das kleine Städtchen Lichtenau betroffen,
sondern stets auch die umliegenden Dörfer, die ja alle mit zur Verpflegung
und Unterkunft der Truppen beigezogen wurden. Von den
Schäden, welche das Land im Verlauf des unseligen und nicht endenwollenden
Krieges erlitten hatte, kann man sich nur schwer eine Vorstellung
machen. Aufzeichnungen sind sehr spärlich und lückenhaft,
da infolge der wechselnden Kriegsgeschicke die Mehrzahl der Akten
und Bücher der Gemeinden verlorenging, was übrigblieb, fiel in
den folgenden hundert Jahren neuen Kriegen zum Opfer. Sicher
aber ist das eine, daß der bei Kriegsbeginn vorhandene festbegründete
, bescheidene Wohlstand so restlos vernichtet war, daß 200 Jahre
vergingen, bis die Wunden wieder geheilt waren. Für das Gebiet
des Klosters Schwarzach gibt Abt Plazidus Rauber einen anschaulichen
Bericht über das Ausmaß der Zerstörung und Verarmung im
Klostergebiet, den man ohne weiteres auch für unser Land zugrunde
legen kann. In Schwarzach und Hildmannsfeld waren vor der Invasion
der Schweden 1634 etwa 110 Bürger, davon sind bei Kriegsende
noch 30 am Leben, 86 Häuser sind teilweise verbrannt, teils
eingestürzt, verloren gingen 630 Pferde, 500 Kühe und Rinder und
600 Schweine, die Ernte ist acht- bis neunmal auf dem Felde oder
in den Scheuern zugrundegegangen. In Ulm und Hunden sind von
65 Bürgern noch 10 übrig, verloren gingen 300 Pferde, 200 Rinder,

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