Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 62
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der weiblichen Bevölkerung des Landes, verursachten. 1675 fielen
die Franzosen unter Montecuculi in das Land, Lichtenau wurde dessen
Hauptquartier, und wieder hauste Turenne im oberen Hanauerland
, bis er in der Entscheidungsschlacht bei Sasbach am 27. Juli 1675
den Tod fand. Aber als 1679 wieder die Kaiserlichen im Lande lagen,
trieben sie es nicht besser. In der Amtsbeschreibung von 1685 heißt
es: „In Scherzheim stehen die Hausplätze ,Zum Ochsen' und ,Zum
Pflug' leer, die alte Bürgerlaube, in der oben ein Schulzimmer, unten
ein Tanzplatz war und wo im Dreißigjährigen Krieg zuzeiten der
Lichtenauer Markt abgehalten wurde, ist ruiniert." 1688 brach neues
Unheil über das Land herein, da in Verfolg des Erbfolgekrieges
gegen die Pfalz auch unsere Heimat wieder Kriegsschauplatz wurde
und von den Truppen der gefürchteten Generäle Melac und Duras
heimgesucht wurde. In diesem ersten Kriegsjahr mußten nach dem
seit 1681 französisch gewordenen Straßburg 21 367 Pfund Lebensmittel
und 15 000 Pferdefutterrationen geliefert werden, nach Fort
Louis, der neuen französischen Festung am Rhein gegenüber Stollhofen
, 250 Säcke Weizen und 600 Säcke Hafer nebst 200 Fröner und
50 Pferde zu den dortigen Schanzarbeiten. Bald erschienen auch wieder
die Kaiserlichen, die in drei Monaten aus den beiden hanauischen
Ämtern 4500 fl. erpreßten, sowie die Lieferung von 600 Malter Hafer,
540 Malter Korn, 1200 Zentner Heu, 3300 Bund Stroh, 340 Zentner
Fleisch, 1140 Ohm Wein. Und auch sie mußten Gewalt anwenden,
um die Kriegsleistungen zu erhalten, aber als am 2. August 1689 der
kaiserliche General Garnier die Lieferung von weiteren 720 Wagen
verlangte, war das ein Befehl ins Leere, denn nach seinem eigenen
Bericht waren die Dörfer von den Bewohnern gänzlich verlassen, da
die armen Menschen kein Auskommen mehr finden konnten. Aber
das Schlimmste stand dem Land noch bevor: Nachdem im August
die Stadt Baden mitsamt dem Schloß und die übrigen Orte der Markgrafschaft
, Bühl, Stollhofen, Steinbach, Kuppenheim usw., in Flammen
aufgegangen waren, wurde auch Lichtenau mit allen Dörfern
ringsum am 1./2. September 1689 von den Truppen des Generals Duras
verbrannt. Nach deren Abzug hatte das Städtlein noch 16 Häuser,
Scherzheim noch 3, Graueisbaum und Helmlingen noch 1. In der
Ortenau bis hinauf nach Offenburg gingen Städte und Dörfer,
Schlösser und Kirchen in Flammen auf, und die Ortenau schloß nach
Süden hin die Reihe der von den Franzosen 1689 verwüsteten deutschen
Landschaften. Die Lage in der Markgrafschaft schilderte der
Amtmann Johannes Weiß in Bühl in einem Bericht aus dem Jahr 1691
an den Markgrafen: „Die Leuthe haben nicht einmal noch genuegen

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