Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 63
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Welschkornbroth, weil viele keines zu bezahlen vermögen, und essen
ohngeschmalzen und ohngesalzen und trinken dabey Wasser, erkranken
, verderben und sterben." Diese allgemeine Not war auch
die Veranlassung zu den Jagdeingriffen unter dem Wildbestand der
großen Waldungen, so daß sich Abt Joachim von Schwarzach 1697
genötigt sah, „bei dem regierenden Herrn Margraven zu Baden
wegen gröblicher Violirung der Jurisdiktion Anzeige zu thun".

Nur kurz war die Friedenszeit, und schon im Jahre 1701 wurde
die Heimat wieder Kriegsschauplatz. Es ging um die Erbschaft des
Hauses Habsburg in Spanien, auf welches nach dem Tode des letzten
spanischen Habsburgers sowohl Ludwig XIV. wie der Kaiser Anspruch
erhoben. Gleich zu Beginn der Feindseligkeiten ließ der
Türkenlouis, der den Oberbefehl am Rhein über die bunt zusammengewürfelten
Truppen des Kaisers und des Reiches innehatte, zwischen
Bühl und Stollhofen starke Erdwerke, die sogenannte Bühl-
Stollhof ener Linie aufwerfen. Aber am 9. März 1703 wurde
die für wenige Jahre wieder deutsche Festung Kehl von den Franzosen
eingenommen, und am 18. April standen sie vor Lichtenau, bereit
zum Angriff auf die Linien. Aus jener Zeit datiert die Sage vom
Raub der Scherzheimer Kirchenglocken, die, wegen ihres schönen
Klanges berühmt, von den Franzosen vom Kirchturm geholt worden
waren, aber auf dem Weg zum Rhein in den Sümpfen der sogenannten
Daubenau versanken. Die Kämpfe um die Linie dauerten bis zum
Frühjahr 1707, wo sie unmittelbar nach dem Tode des Türkenlouis
durch Verrat in die Hand der Franzosen fielen. Im folgenden Jahr
1708 mußten die Bewohner der Dörfer das Städtchen Lichtenau,
dessen Befestigungen bei den vorangegangenen Kämpfen völlig zerstört
worden waren, wieder neu errichten und verschanzen. Als der
Krieg 1713 zu Ende ging, war auch unsere Heimat wieder am Ende
ihrer wirtschaftlichen Kraft. Die große Schuldenlast brachte eine allgemeine
Erhöhung der Abgaben mit sich, die Frongelder, der Todfall
, das Hühnergeld, die gesamte Ernt- und Hornungbeet wurden
gesteigert, die Zehntabgaben nun teilweise in Geld erhoben und dadurch
die allgemeine Unzufriedenheit noch mehr gesteigert, da diese
Zahlungsweise dem Landvolk viel härter ankam als die jahrhundertalte
und gewohnte Naturalabgabe. Die nie verlorengegangene Erinnerung
an das Jahr 1525 und die gewaltige Erhebung der Väter
wurde wieder lebendig, und wieder waren zwei Bürger aus Scherzheim
die Wortführer der Unzufriedenen: Johannes Feldmüller und
Diebold Ungerer. Genau 200 Jahre nach jener Volkserhebung kam
es wieder zum offenen Aufstand, aber gleich zu Beginn des Jahres

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