Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 67
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tiertenwahlen. Aber die Regierung griff beizeiten ein und legte in
die Ämter Exekutionstruppen, deren Kosten für das Amt Lichtenau
vom 30. September 1789 bis 19. April 1790 sich auf 20 000 fl. beliefen,
die die Gemeinden tragen mußten. Eine Reihe der als berechtigt anerkannten
Beschwerden wurden wohl abgestellt, aber die Regierung
ging mit immer radikalerer Gewalt vor, so daß der Revolutionsgeist
bald gebannt war, besonders da es ans Zahlen ging. Aus jener Zeit
berichtet uns Heinrich Medicus in seinem Gedicht ,,Der
Scherzheimer Leichenzug", daß das Land zum Schutz gegen einen
befürchteten Einbruch französischer Revolutionstruppen von österreichischen
Truppen besetzt war. An der starken Friedhofmauer war
Artillerie aufgefahren — aber als die tapferen Krieger von dem
nächtlichen Leichenzug hörten, war es vorbei mit ihrem Mut: „Die
Wache konnte dort nicht bleiben, Weil die erwähnte Prozession die
Schildwacht wußte abzutreiben — Der kühnste Krieger lief davon" —,
der Oberst mußte die Geschütze vom Friedhof ins freie Feld führen
lassen. Man brachte diese nächtliche Prozession, die einst viel von
sich reden machte, mit Schmuggelfahrten nach und von dem nahen
Elsaß in Verbindung; nach dem Krieg von 1870/71 hörte man nichts
mehr davon.

Nachdem schon im Jahre 1764 das Heimburgtum Greffern beim
Kaiserlichen Kammergericht in Wetzlar eine Bittschrift mit dem Ziel
der Auflösung der Waldgenossenschaft des Fünfheimburger
Waldes eingereicht hatte, verfügte dieses mit Dekret vom
30. März endlich die Teilung. Aber erst am 26. November 1800 kam
durch die Bemühungen des als Teilungskommissär eingesetzten
badischen Amtmannes Harrant in Bühl ein Vergleich zustande. Nach
diesem erhielten die Gemeinden Lichtenau mit Scherzheim, Helm-
lingen, Muckenschopf und Graueisbaum 667 Morgen, veranschlagt
zu 44210 fl., Schwarzach mit Hildmannsfeld 729 Morgen zu 37 686 fl.,
Ulm 603 Morgen zu 37 868 fl., Moos 536 Morgen zu 37 687 fl., Greffern
428 Morgen zu 37 686 fl. Der Rest entfiel auf das Kloster Schwarzach
und nach dessen Aufhebung 1802 an den Staat. Die Anteile der Gemeinden
bilden deren heutigen Allmendbesitz. — Ein Prozeß, den
der letzte Erbbeständer des Scherzheimer Großhofes, Johann Jakob
Schoch, gegen den badischen Staat auf Entschädigung wegen der
ihm seit Jahren entgangenen Nutzungsberechtigungen am Wald anstrengte
und der sich bis zum Jahre 1823 hinzog, verlor Schoch in
allen Instanzen „aus Mangel der Beschwerde"! Eine Ausfertigung
des umfangreichen Vertragsinstrumentes vom 26. November 1800
befindet sich auf dem Rathaus der Gemeinde.

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