Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 68
(PDF, 63 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0070
Von unmittelbaren Kampfhandlungen blieb das Land zunächst verschont
, aber die Jahre 1798 bis 1801 waren ausgefüllt mit Kriegsfronden
, Einquartierungen und Plünderungen wie ehedem. Nach
einem Kriegsschuldenverzeichnis für die Jahre 1796 bis 1800 betrugen
die Kriegsschulden der Gemeinde 17 103 fl., das Gemeindevermögen
aber nur 2242 fl., und auf den beiden Ämtern Lichtenau
und Willstätt lag eine Kriegsschuldenlast von 284 383 fl. Und dann
kam auch für das kleine Land die große Wende: Unter den an das
neue Kurfürstentum Baden im Frieden von Luneville 1801 als Entschädigung
für die Verluste auf der linken Rheinseite gefallenen
Landstriche befand sich auch das rechtsseitige Hanauerland. Am
22. Oktober rückten badische Truppen ein. Geheimrat Preuschen
übernahm in Begleitung von Oberstleutnant von Stockhorn die
öffentlichen Gebäude, Kassen und Siegel. Die Beamten und Pfarrer
legten am 29. November in Lichtenau den Huldigungseid auf den
neuen Landesherrn Karl Friedrich von Baden ab, die Männer huldigten
am 8. Dezember in Rheinbischofsheim, die endgültige Besitzergreifung
erfolgte dann mit dem Reichsdeputationshauptschluß vom
25. Februar 1803. In den Ämtern und Gemeinden herrschte eitel
Freude über diesen Übergang an die badische Herrschaft. Die Gemeinde
Scherzheim zählte 90 Häuser und 453 Einwohner, die bis
zum Jahre 1833 auf 713 anwuchsen.

Die Jahre 1805 und 1806 waren ausgefüllt mit Einquartierungen
undNaturallieferungen; das ganze Land wurde zur Etappe; die Kosten
betrugen in beiden Ämtern 49 727 fl. ohne die Naturallieferungen
und die Schäden, die die Einquartierungen von 29 000 Mann verursachten
. Napoleon selbst zog am 1. Oktober von Straßburg kommend
über Lichtenau nach Rastatt, um sich auf den Kriegsschauplatz
nach Österreich zu begeben. Bis Dezember 1806 betrugen die Kosten
132 983 fl., und in den Quartieren lagen 91 292 Mann.

Nach langen Verhandlungen wurde im Jahre 1810 das kleine,
jahrhundertealte Kirchlein abgebrochen und an dessen Stelle der
stattliche Neubau der heutigen Kirche errichtet. Die Baupläne
wurden von dem Oberbaudirektor Friedrich Weinbrenner gefertigt.
Aber zu Beginn des Baues kam es zu Unruhen in der Gemeinde, die
den Neubau an der nahen Landstraße errichtet wissen wollte, wohingegen
Weinbrenner nach einer Ortsbesichtigung den Platz des
alten Kirchleins, das abgerissen werden sollte, als am geeignetsten
bezeichnete. Die Gemeinde beschloß, den Bau an dieser Stelle mit
Gewalt zu verhindern, und die Frauen machten den Anfang mit den
offenen Widersetzlichkeiten, indem sie die bereits ausgehobenen

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