Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 71
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Pflichtige Kinder. Die Gemarkung umfaßte 614 Morgen Ackerland,
323 Morgen Wiesen und 438 Morgen Wald. An Handelsgewächsen
werden in jenem Jahr genannt: 408 Zentner Hanf, 21 Malter Hanfsamen
, 1014 Zentner Zichorie, 261 Malter Reps — aber noch kein
Tabak. Auch mein schon erwähnter Urgroßvater erwähnt in seinen
Aufzeichnungen bis zu seinem Tod im Jahr 1865 noch keinen Tabakbau
in der Gemeinde. An Vieh sind 93 Pferde, 257 Kühe, 3 Farren,
233 Schweine und 1 Zuchteber vorhanden.

Im Jahr 1862 wurde das neue Schulhaus erbaut auf dem Platz des
alten Schwarzacher Großhofes. Dieser wurde auf Abbruch versteigert
, von einem Nachkommen der früheren Eigentümer Schoch
erworben, nach Lichtenau transportiert und dort als das Gasthaus
zum „Hirsch" wiederaufgebaut. Ein Teil der alten Ökonomiegebäude
aber stand im Schulhof noch bis nach dem ersten Weltkrieg.

Die Kriege von 1864 und 1866 berührten die Heimat nicht unmittelbar
, aber schwerste Befürchtungen löste der Kriegsausbruch
1870 aus, und wieder gab es wochenlang Durchmärsche und Einquartierungen
. Erleichtert atmeten die Menschen auf, als Straßburg
am 27. September 1870 in deutsche Hand fiel. Und in den folgenden
Jahren nahm auch unsere Heimat teil an dem wachsenden Wohlstand
, zu dem die Nähe der großen Stadt mit ihrem rasch aufblühenden
Wirtschaftsleben nicht wenig beitrug. Im Jahre 1892 erfolgte
auch der Anschluß an den Verkehr, wenn auch nur durch eine
Kleinbahn. Aber diese trug doch wesentlich dazu bei, das Wirtschaftsleben
nach der Stadt Straßburg, die ja seit Jahrhunderten
schon der Mittelpunkt des ganzen Landes war, auszurichten — eine
Entwicklung, die im Jahr 1918 jäh zerrissen wurde.

Der Ausgang des ersten Weltkrieges hat der Gemeinde auch den
Verlust ihres linksrheinischen Besitzes mit 230 ha gebracht, wovon
170 ha im Eigentum der Gemeinde standen. Zwar war der „Roßmörder
", wie dieser ganze Gemarkungsteil bezeichnenderweise hieß,
nur sehr umständlich zu erreichen mittels Nachen, für welche die
Gemeinde sachkundige Fährmänner angestellt hatte. Die Fahrzeuge
mußten den stundenweiten Umweg über die Schiffsbrücke zu Greffern
machen, aber welchen Nutzen die Gemeinde alljährlich aus ihrem
Faschinenwald — aus diesem bestand er hauptsächlich — zog, mag
man daraus ersehen, daß die erzielten Einnahmen zuletzt betrugen:
Aus der Jagd- und Fischereipacht 1555 Mark, Erlös aus Holz
23 200 Mark, Erlös aus Gras und Streu 600 Mark, zusammen
jährlich 25355 Mark. Dieser wirtschaftliche Verlust wird wohl nicht
mehr auszugleichen sein.

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