Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 73
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und verlangten genügende Vollmacht. Beide Grafen gedachten sich
also von vornherein nicht an Abmachungen zu binden. Unter Hinweis
auf die drohende Haltung der Bauernschaften erhob der Vogt
bei Graf Philipp dauernd ernstliche Vorstellungen und erbat klare
Vollmachten. Aber erst da beide Haufen vor Oberkirch und
Schwarzach im Vertrauen auf den Markgrafen und die Stadt Straßburg
sich längst zerstreut hatten und kein Bauer mehr im Felde
stand, ließ Graf Philipp, der Schwager des Markgrafen, nach Rücksprache
mit den Bitscher Räten eine gültige Vollmacht auf
den 16. Mai im Namen beider Herren ausfertigen und besiegeln.
Darin gaben Graf Reinhard von Bitsch und Graf Philipp von Hanau
vollkommene Macht und Gewalt zur Beschließung der auf Grund
einer gütlichen Abrede mit den Bauern vor Oberkirch und Schwarzach
aufgenommenen und auf Montag nach Sonntag Vocem Jucunditatis
weiterzuführender Verhandlungen zur Niederlegung des Bauernaufruhrs
und befahlen ihren Amtleuten zu Lichtenau und Bischofsheim
an ihrer Statt zu verhandeln und endlich zu beschließen
(AA 385, 386).

So konnte die den Bauern zur Beilegung ihrer Beschwerden in
Aussicht gestellte gemeinsame Tagung am 22. Mai zu Renchen
gehalten werden. Alle Ortenauer Herrschaften, die Markgrafschaft
Baden, das Bistum Straßburg, die Landvogtei Ortenau, die Stadt
Straßburg, die Herrschaft Lichtenberg und die ortenauische Ritterschaft
sowie die dörflichen Gerichte sandten ihre Vertreter. In dreitägigen
Verhandlungen einigte man sich auf die bekannten, in zwölf
Artikeln zusammengefaßten Beschwerden, wie sie vom südlichen
Schwarzwald aus ihren Weg über ganz Deutschland gefunden hatten
. Diese am 25. Mai, Christi Himmelfahrt, 1525 zu Renchen beschlossenen
Vereinbarungen — in der Geschichte als „Ortenauer
Vertrag" bekannt — gelobten sämtliche Abgeordneten der Herrschaften
und Untertanen mit aufgehobenen Händen zu halten, u. a.
Adam von Berstett und David Körner als lichtenbergische Bevollmächtigte
und die Schultheißen der Gerichte (Kirchspiele) zu Lichtenau
, Bischofsheim, Willstätt usw. Neben anderen Fürsten und
Herren war auch Graf Ludwig von Hanau, ein Bruder Philipps, persönlich
dabei zugegen gewesen.

Ende Mai und im Monat Juni änderte sich die Lage völlig. In
Schwaben, Franken und dem Elsaß waren die aufständischen Bauern
vollständig unterlegen und der Willkür ihrer Herren ausgeliefert.
Graf Reinhard von Bitsch und Graf Philipp von Hanau erklärten
sich bald offen wider das Renchener Befriedungswerk und führten

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