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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 113
(PDF, 63 MB)
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mit Pfarrsatz und den sonstigen Benefizien und zwar an Bischof und
Domkapitel von Straßburg, die sie seither nach eigenem Ermessen
verliehen samt dem Ertrag der Stiftungen. Diese Erträgnisse sollten
aber für die Fürsorge der Armen und Reisenden dienen22). Es wurde
zunächst erreicht, daß diese dem Kloster für den genannten Zweck
übergeben wurden. Damit aber begnügte sich Abt Gotfrid nicht. Er
ging zu Bischof Heinrich von Straßburg, mit der Bitte, zu gestatten,
daß auch die Pfarrkirche als solche wieder an das Kloster falle.
Bischof und Domkapitel, der Erzbischof von Mainz sowie der Papst
genehmigten dies nacheinander und schenkten sogar die Kirche
wieder dem Kloster21), das also jetzt seine ehemalige Eigenkirche
wieder erhielt, zur eigenen Verfügung und dem Kloster inkorporiert,
nur sollte es einen ständigen Vikar setzen, der nicht ohne wichtigen
Grund entfernt werden sollte, d. h. wenn es ein Klosterinsasse
war, sollte nicht ständig abgewechselt werden, sondern einer sollte
für die Seelsorge dauernd bestimmt sein, und dasselbe sollte gelten,
wenn sie mit einem Weltgeistlichen besetzt würde.

Warum denn bemühte sich der Abt so kompromißlos um die vollständige
Rückgewinnung der Verfügungsgewalt über die Pfarrkirche?
Und ist es nicht auffällig, daß Bischof und Domkapitel die Kirche
dem Kloster schenkten, wo sie doch sonst ihre Rechte kräftig festzuhalten
wußten? Die Verwaltungsmaßnahmen von mehreren Vorgängern
auf dem Abtsstuhl rückgängig zu machen, versucht man doch
nur unter dem Druck zwingender Notwendigkeit. Es ist nur verständlich
im Zusammenhang mit der geplanten Stadtgründung. Eine
Pfarrkirche in der Hand eines fremden Patrons wäre eine Quelle
vieler Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten geworden. Die Erträgnisse
waren stiftungsgemäß für die Aufnahme von Gästen und
Reisenden (ad receptionem hospitum seu peregrinorum) und zur Ernährung
von Armen (ad alimenta pauperum) zu verwenden24). Das
war durch die Veräußerung der Kirche vollständig weggefallen, und
nun stand das Kloster vor der Stadtgründung, wo es besonders große
Mittel für die genannten Zwecke aufwenden mußte. Die Siedler mußten
zuerst irgendwie untergebracht werden, bevor sie ihre eigene
Behausung beziehen konnten; in dieser Zeit konnten sie ihren Beruf
nur wenig ausüben und waren daher oft auf Unterstützung durch
das Kloster angewiesen. Nur als Vorbereitung auf die Stadtgründung
sind die zähen und auffallenden Bemühungen des Abtes begreiflich.

—) Ebenda, Vorurkunden, Nr. 1 und ff.

-1) Ebenda, Vorurkunden 1 bis 5.

") Ebenda, und Nr. 6 vom 1. Juni 1221.

8 Die Ortenau

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