Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 122
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herausfordernder Akt gewesen, der die heftigste Gegenwehr der Betroffenen
hervorgerufen hätte74). Aber nichts dergleichen geschah;
alles blieb ruhig, denn der Staufer hat sich zunächst streng an die
Vereinbarungen gehalten. Daher ist denn auch die Vermutung, daß
etwa die Staufer die Stadt Gengenbach gegründet hätten, nicht weiter
vertretbar.

Wenn wir alle Einzelheiten nunmehr im Zusammenhang betrachten
, so ist deutlich geworden, daß der Wunsch nach Gründung einer
Stadt von der Abtei Gengenbach bzw. vom Abt Gottfrid ausgegangen
ist. Die Vorsehung gab ihm eine sehr lange Amtszeit als
Abt, von 1218 bis 1237, die ihm genügend Zeit ließ, die Gründung
auch selbst durchzuführen, was wir uns gar nicht so einfach vorstellen
dürfen.

Vielleicht bestand das Bedürfnis nach einer Stadtgründung schon
erheblich länger; denn es ist doch auffallend, daß einige Vorgänger
des Abtes Gottfrid Klostergüter an ihre Verwandten, also doch wohl
kleine Adelige, vergaben, was gar nicht nach einer Absicht auf eine
Stadtgründung zu deuten scheint. Vielleicht wollten auch sie aus
adeligem Standesbewußtsein die Stadtgründung unmöglich machen.
Denn eine Stadtgründung war nicht damit erledigt, daß man erklärte
, hier kann eine Stadt gebaut werden.

Der Raum von Gengenbach lag nämlich ausgerechnet im schmälsten
Teil des Kinzigtales und hatte daher nur ein kleines Hinterland,
das in der Gründerzeit (13. Jahrhundert) für sich allein die Gründung
einer Stadt nicht rechtfertigte. Noch andere gewichtige Gründe mußten
dazukommen und den Abt zwingend veranlassen, gerade hier
eine Stadt anzulegen. Solche gab es in der Tat. Die Abtei lag ungefähr
in der Mitte ihrer ausgedehnten Grundherrschaft. Sie war das
Verwaltungszentrum für die große Grundherrschaft und die sonstigen
Besitzungen und Rechtsbereiche, deren Hauptmasse im Kinzigtal
und in der anschließenden Ortenau lag. Diese vielfältigen Funktionen
verlangten für den Ort der Abtei Herbergen und die verschiedensten
Handwerker. Es hatte sich wohl schon länger eine
Handwerkerschaft zusammengefunden. Eine solche braucht aber
einen Markt und Sicherheit, wenn die Meister nicht davonlaufen
sollten an sicherere Plätze. Und so legte sich der Abtei der Plan für
eine Stadtgründung im Laufe der Zeit gleichsam von selbst nahe,
vor allem, nachdem gerade in jener Zeit der Handelsweg durchs

") Wie früher schon bei der Stadt Neuenburg a. Rh. u. a., Oberrheinische Stadtrechte, II, 3. H
Neuenburg a. Rh., S. XI; Weller, a. a. O., S. 222.

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