Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 123
(PDF, 63 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0125
Kinzigtal als Königsstraße zum Großhandelsweg geworden war75).
Dadurch entstanden zwangsläufig Aufgaben, wie gepflegtere Straßen-
und Brückenunterhaltung, Geleit, Verpflegung usw., die weit über
die eigentliche Aufgabe der Abtei und der bäuerlichen Siedlung
hinausgingen.

Als letzter Anstoß zur Gründung kam noch das Bedürfnis der
schutzlosen Abtei nach größerer Sicherheit für sich und die Nachbarschaft
hinzu. Deren Notwendigkeit hatten gerade wieder die Wirren
im Reich um 1200 augenscheinlich dargetan.

Jemand anders als die Abtei konnte die Stadtgründung auch gar
nicht vornehmen, denn es kann ja nur der Grundherr, d. h. der
Eigentümer, den für die Stadtanlage nötigen Grund und Boden abgeben
. Es ist unbestritten, daß die Abtei lange vor der Stadt bestand
(gegründet 727) und schon jahrhundertelang vor Stadtgründung die
Grundherrlichkeit über die ganze Mark besaß76). Fast überall in
Baden war es so, daß ein Grundherr auf seinem Grund und Boden
eine Stadt anlegte77). Wir wissen es quellenmäßig von den sicheren
Zähringergründungen wie Villingen, Freiburg, Neuenburg oder von
der Usenbergergründung Kenzingen wie auch von den übrigen
Städten im Kinzigtal und deren Nachbarschaft wie Hornberg, Irlberg
, Elzach.

Die Stadtplanung war Sache des Grundherrn, und die Äbte haben
sich vielleicht lange dafür Zeit gelassen. Sie hatten das Vorbild im
nahen Offenburg, das ebenso auf Gengenbacher Boden78), aber sicher
etwas früher entstanden war. Da mußte zunächst der Platz für die
künftige Stadtanlage abgesteckt werden, innerhalb dessen die Hofstätten
für die Siedler. Diese mußten die Hofstätten unentgeltlich
bekommen. Aus den Klosterwaldungen mußte ihnen das Holz zum
Hausbau und für den Palisadenzaun umsonst angewiesen werden.
Dazu mußte man ihnen Steuerfreiheit für einige Jahre, eigene Verwaltung
, Selbstverteidigung und Mitwirkung bei der Gerichtsbarkeit
versprechen. Entgegen den sonst üblichen Zinsforderungen der Stadtherren
haben die Gengenbacher Stadtbürger an die Abtei nie einen
Hofstättenzins bezahlt79), was eine weitere Vergünstigung war.

") Vgl. K. Weller, Die Reichsstraßen des Mittelalters, in: Württembergische Vierteljahrshefte lür
Landesgeschichte, NF 33 (1927), S. 1 ff.; K.S.Bader, Ländliches Wegerecht i. Mittelalter, vornehmlich
in Oberdeutschland, ZGO, NF 49 (1936), S. 371; derselbe, Der deutsche Südwesten in seiner territorial-
staatlichen Entwicklung, S. 118; K. Hitzfeld, Die Flurnamen von Hornberg an der Schwarzwaldbahn,
Nr. 174 und S. 11.

") Kähni, a. a. O., S. 17.

") Vgl. Gothein, Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes, S. 128 f.
'•) Kähni, a. a. O.

;») Siehe die Beraine des Klosters Gengenbach im GLA, K., z. B. die beiden ältesten B 2791 (14. Jahrhundert
), und 2792 (Anfang 15. Jahrhundert).

123


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0125