Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 145
(PDF, 63 MB)
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erstes Bollwerk gegen die Angriffsseite die vorgeschobene Bastion.
Auch der für Zeiten der Belagerung vorgesehene Burgbrunnen wurde
jetzt wieder in Ordnung gebracht und zwei neue Brücken mit Falltoren
gelegt. Neben dem Burgvogt Wilhelm von Falkenstein machte
sich vor allem der ebenfalls als pfälzischer Landvogt in den dreißiger
Jahren des 15. Jahrhunderts auf Ortenberg sitzende Graf von Eberstein
um die Neubauten verdient130).

Trotz all dieser Bemühungen von pfälzischer Seite konnte das
Schicksal der Burg nicht wirksam aufgehalten werden. Ihr Fehler
lag in der Anlage beschlossen: Von dem nahen, 156 Meter höheren
Keugeleskopf aus konnte die Burg leicht kontrolliert und beschossen
werden. Diese Verwundbarkeit hat sich erstmals verhängnisvoll 1504
bei der Belagerung und Beschießung durch König Maximilian ausgewirkt
. Schon nach zwei Tagen mußte damals die kurpfälzische
Festung kapitulieren. Die Belagerung hatte für die Burganlage schwere
Schäden gebracht, der König selbst erachtete 1000 Gulden zur Ausbesserung
der Beschießungsschäden und Baufälligkeiten für notwendig131
).

Auch die Fürstenberger, die Ortenberg das halbe Jahrhundert nach
1504 zur Hälfte als Reichspfandschaft besaßen, verbauten regelmäßig
gewisse Geldbeträge an der Burg und hielten sie in Ordnung132). Als
Ortenberg danach habsburgisch wurde, war ,,das schloß Orttenburg,
darinnen ain landtvogt sein wonung hat", noch immer „zimblicher-
maßen erpawen", so daß selbst die habsburgischen Herrscher auf
ihren Reisen darin Aufenthalt nehmen konnten133).

Aber allmählich zeigt es sich, daß das Gemäuer, das jetzt schon
300 bis 400 Jahre alt ist, baufällig wird und eine umfassende Renovation
nötig hat. Zu so durchgreifenden Erneuerungsarbeiten will
die österreichische Regierung in Innsbruck aber nicht genügend Geld
bewilligen, zumal es immer klarer wird, daß die mittelalterliche
Mauerburg Ortenberg einer Belagerung durch moderne Geschütze
nicht mehr ernsthaft widerstehen kann. So werden immer nur kleinere
Flickarbeiten, die möglichst billig sein sollen, genehmigt. Die
Ortenberger Landvögte klagen und beschweren sich und bitten.
Vergeblich, die Zeit ist für die Burg Ortenberg vorbei. Ihr Zerfall

m) Barth, Erbfolgekrieg 1504. Beilage 3. nr. 8, auch S. 28.

"') FUB. IV. nr. 365. Anm. 1. — B a r t h , Erbfolgekrieg. S. 30 ff. — E. B a t z e r , Stein zu Ortenberg
. S. 5 f. — S. Riezler, Geschichte des Hauses Fürstenberg. S. 469.

132) Da die verbauten Gelder auf die Pfandsumme angerechnet werden sollten, wurden die Baurechnungen
regelmäßig vom Offenburger Magistrat kontrolliert. Von 1506—1519 verbauten die Fürstenberger
467 Pfund Silber (B a t z e r , Stein zu Ortenberg. S. 3. Anm. 1), von 1542—1548 224 Pfund oder
448 Gulden (MFA. I. nr. 698. S. 483).

m) O. Stolz, Gesch. Beschreibung Vorderösterreichs. S. 155.

10 Die Ortenau

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