Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 148
(PDF, 63 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0150
zur Erhaltung, ja zum Wiederaufbau der Burg Ortenberg laut. Sicher
nicht ohne Nebenabsicht erhält 1832 der Kippenheimer Schneidermillionär
Georg Stulz von Großherzog Leopold den Adelstitel „von
Ortenberg" verliehen141). Da aber Stulz noch im gleichen Jahre zu
Hyeres in Südfrankreich, wo er schon seit längerem Heilung suchte,
stirbt, erweist sich die Hoffnung, daß von dieser Seite eine Förderung
der Ruine Ortenberg zu erwarten wäre, als nichtig. Ein Jahr später
aber ist die Zukunft Ortenbergs bereits entschieden. Der durch seine
Beteiligung an der Ostindien-Compagnie zu großem Reichtum gekommene
baltendeutsche Baron Gabriel Leonhard von Berckholtz
aus Riga hat 1833 das „Ortenberger herrschaftliche Schloßrebgut"
um 7700 Gulden gekauft142). Der in Karlsruher Hof- und Künstlerkreisen
eingeführte Baron gibt dem Karlsruher Professor und Baurat
Eisenlohr den Auftrag zur Wiederherstellung der Ortenberger Ruine
als herrschaftlichen Sommersitz. Der Wiederaufbau beginnt 1838 und
ist 1843 abgeschlossen. Schon 1839 beschreibt Josef Bader das neue
Schloß in begeisterten Tönen143). Uns Heutigen aber fallen die Fehler
dieser falsch historisierenden Restauration peinlich scharf in die
Augen, und so ist dieser Ortenberger Schloßneubau mehrfach Gegenstand
herber Kritik geworden. Was Eisenlohr hier schuf, entspricht
den modernen Grundsätzen einer stilechten Restauration in keiner
Weise. Die alten Abbildungen der Jahre vor 1830 zeigen das im
wesentlichen hochromanische und frühgotische Mauerwerk wenigstens
in den Hauptzügen erhalten. Da Eisenlohr aber nicht bloß die
Aufgabe hatte, Bestehendes zu restaurieren, sondern ein Wohnschloß
zu schaffen, fielen die alten Ruinen, deren baulicher Zustand wohl
keine Einbeziehung in den Neubau erlaubte, der Spitzhacke zum
Opfer. So verschwanden nun die beiden alten Wohngebäude völlig.
Statt dessen erbaute Eisenlohr auf dem Platze der unteren Wohnburg
das jetzige Hauptgebäude in einem an englische Vorbilder erinnernden
spätgotischen Übergangsstil.

Wie in seinen anderen Werken und seinen theoretischen Äußerungen144
) zeigt sich der Karlsruher Baumeister also auch bei der

Pseudonymen Verfassers ,,K. St . . ." und r", der nach freundlicher Mitteilung von Herrn

M. Sieferle, Ratschreiber i. R., Ortenberg, mit dem damaligen Blumenwirt zu Gengenbach Karl Stigler
identisch sein dürfte. —■

Die um 1800 einsetzenden Abbildungen der Ruine sind bei Siefert, „Die Ortenau im Bilde",
nr. 711 ff., registriert.

'") Kurze Lebensskizzen bei H. S t e u r e r , Aus Kippenheims Vergangenheit. „Ortenau". 26/1939,
S. 14 f., und Fr. v. W e e c h , Badische Biographien II. S. 335.
E. B a t z e r , Stein zu Ortenberg. S. 14.

"») J. Bader, Das ortenauische Schloß Ortenberg. (Badenia. Jg. 1/1839. S. 262 ff.)

lu) F. Eisenlohr, Rede über den Baustil der neueren Zeit und seine Stellung im Leben der
gegenwärtigen Menschheit. Karlsruhe 1833. Neueste Lebensskizze Eisenlohrs:

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