Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 165
(PDF, 63 MB)
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77 fl. zu stehen. Das Klo9ter Alpirsbach bezahlte. Im Jahr 1663 hat Pfarrverweser
Konrad Salomon die Pfarrei verlassen, da der Pfarrhof im Dreißigjährigen
Krieg übel zugerichtet worden war und keine gebührende priesterliche Wohnung
bestand.

In den Jahren 1732 und 1733 wurde das Pfarrhaus zweistöckig und ganz neu
errichtet. Dem damaligen Pfarrer Joseph S c h e r e r wurde auf sein Gesuch das
ganze Bauwesen überlassen, da er statt dem Voranschlag von 2094 Gulden
19 Kreuzer den Bau um 1564 Gulden aufführen wollte und mit eigenem Zug
Baumaterialien beischaffen konnte. Der Brunnen mußte auf Kosten des Pfarrers
hergerichtet und brauchbar gemacht werden, wenn er neben dem Schöpfbrunnen
einen laufenden haben wollte. Der verlangten Frondleistung widersetzte sich die
Filiale Nordweil, weil weder die Kirche noch das Pfarrhaus auf Nordweiler Gemarkung
, sondern im Bleichheimer Bann zwischen beiden Ortschaften lägen, zudem
sei die Gemeinde durch drei Weinmißjahre in große Armut geraten. Die
verweigerte Frondleistung begründete Nordweil auch mit dem Hinweis, daß des
Klosters Lägerbuch zu einer solchen Fron nicht zwinge, es besage nur: „Alle Einwohner
und Bürger zu Nordweil sind schuldig und verbunden, wann die Herrschaft
Alpirsbach in Nordweil ein Haus, Kelter, Scheuer oder sonsten etwas
bessern oder von neuem bauen wollte, daß sie daran ihre ziemlichen Frondienste
tun. Dagegen soll ihnen die Herrschaft ziemlich Essen und Trinken geben." Aus
freien Stücken sei aber einiges Baumaterial herbeigeführt worden, doch habe der
Pfarrer „als ein kärglicher Mann" die notdürftige Atzung an Essen und Trinken,
wie es bei Fronden des Klosters jederzeit üblich sei, nicht reichen lassen. Über
dieses Schreiben war der Pfarrer sehr erbittert, er sprach von gottlosen Einwohnern
, die weder auf den Amtmann noch auf den Pfarrer etwas hielten. Es
kam sogar zu militärischer Exekution, doch der Landhusar wurde nur ausgelacht
und verspottet und hatte viel Verdruß, den die täglichen drei Gulden Exekutionsgelder
nicht aufwogen. Ein Brief, den der Pfarrer einem Schreiben an den Amtmann
in Alpirsbach beigegeben hatte, wurde vom Dorfboten den Gemeinderichtern
übergeben und vom Gerichtsschreiber auf Befehl der Richter erbrochen
und nicht mitabgeschickt, wofür Richter, Bote und Gerichtsschreiber mit einer gelinden
Strafe belegt wurden. Schließlich erfolgte unterm 28. März 1733 vom
Württembergischen Kirchenrat der Beschluß, die Gemeinde Nordweil sei von der
Frond zum Pfarrhausbau völlig freigesprochen. Doch nach einem Bericht vom
20. März 1733 waren den Fronern am Pfarrhof bereits entgegen obigem Schreiben
2 Pfund Brot und ein Maß Wein für einen Wagen, 1 Pfund Brot und V- Maß
Wein für einen Karren Baustoff und 1 Pfund Brot und 1 Quart Wein für einen
Handfroner gegeben worden.

Im Jahr 1812 war wieder eine größere Reparatur am Pfarrhaus nötig geworden
. Diese Reparatur verlangte die Unterbringung des Pfarrers Ehren im
Kageneckschen Schlößchen und des Vikars im oberen Stock des Nordweiler Schulhauses
, des ehemaligen herrschaftlichen Meiergebäudes. Weil die in der Scheuer
untergebrachten Früchte und Naturalien und das Vieh im Stall während der
Nacht ohne Aufsicht waren, sollte wenigstens vor dem Winter der untere Stock

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