Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 184
(PDF, 63 MB)
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aufgebrochen. Der Brei selbst wird nicht gegessen (WK 364). Heiratet
ein Witwer, so ist der „Schäpel-Hirsche" nicht üblich (SchII68).

Am kommenden Morgen wird bei den Brautleuten die „Morgensuppe
" gehalten. Es ging dabei oft hoch her, so daß einmal dieser
Brauch behördlicherseits verboten wurde; doch konnte sich die Behörde
mit ihrer Maßnahme nicht durchsetzen (MM 132). Auch die
Hagnauer kennen die Morgensuppen, die im Haus der Braut und
des Bräutigams gefeiert werden. Sie bestehen in Kaffee, Wein,
Schwartenmagen und „Balleron" (Lyonerwurst), einem Lieblingsgericht
der Hagnauer.

Ist es Zeit zum Kirchgang, so treten die Scheidenden vor ihre
Eltern, danken ihnen für alles und bitten um den elterlichen Segen.
Dann tritt der Hochzeitslader vor und spricht:

„Geehrteste Hochzeitsgäste! Wir haben jetzt gegessen und getrunken und
danken für das, was wir empfangen haben. Jetzt wollen wir die Brautleute in die
Kirche begleiten vor den Altar, wo sie das hl. Sakrament der Ehe mit einander
beschließen vor dem Priester, wir wollen es ihnen helfen bestätigen, den Segen
und den Thau des Himmels auf sie herabflehen von Gott dem Allmächtigen, daß
er sie an zeitlichen und ewigen Gütern segnen wolle, und daß auch die Brautleute
an ihren Kindern Freude erleben. Dazu verhelfe uns Gott Vater, Gott Sohn und
Gott Heiliger Geist." (WK 365 f.)

Der „Hosig" wird stets am zukünftigen Wohnsitz der Brautleute
gehalten. Man sieht es nicht gerne, wenn ein Bursche eine „Fremde"
heiratet, und ärgert deshalb den Bräutigam, indem man ihm eine als
Weib ausstaffierte Vogelscheuche vor die Hütte stellt (E 228). Am
Hochzeitstag kommt die Braut mit ihrem Gefolge vors Dorf gefahren.
Sie werden dort vom Bräutigam in ehrerbietiger Entfernung begrüßt.
Die Musikanten stellen sich an die Spitze des Zuges, nähern sich
den Einheimischen, ziehen sich aber wieder zurück. So geht es hin
und her. Die Musik spielt immer stürmischer. Der Bräutigam unterhandelt
mit den Burschen, die eines ihrer Mädchen hergeben sollen
und verspricht ihnen dafür einen Extratrunk. Danach erst darf die
Braut zum Bräutigam, und der Hochzeitszug, voran die Musikanten,
ordnet sich und geht zur Kirche (Sch II 160).

Im Wolftal besteht die Sitte, daß die Hochzeitsgäste, bevor sie die
Kirche betreten, die Gräber der verstorbenen Angehörigen besuchen
und für ihre Seelenruhe beten (E372).

Bei der Trauung selbst ist der Taufpate jeweils der Brautführer.
Es wird genau darauf geachtet, auf welcher Altarseite die Kerzen
heller oder trüber brennen. Zuerst sterben muß der Teil, bei dem
das trübere Licht brennt.

Nach der Trauung geht's ins Wirtshaus zum eigentlichen „Hosig".

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