Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 185
(PDF, 63 MB)
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Dem Paare voraus ziehen die Hochzeitsmusikanten, meist zwei
Klarinettisten, zwei Geiger und ein Hornist. Ihre Instrumente sind
mit Bändern geschmückt; die lustigsten Weisen werden gespielt, die
heitersten Lieder, oft erotischen Inhalts oder eine Verherrlichung
des Bauernstandes enthaltend, werden gesungen. Gebärden und
Sprünge begleiten das fröhliche Tun (J 120). Beim Tanz „stampfen...
die Bauern mit den Füßen . . . Dazu wird gejuchzt, daß die Wände
zittern".

Nach dem Vortanz geht's zur ,,Irde", zur Hochzeitstafel, zu der
alle Verwandten des jungen Paares geladen werden. Dieses erhält
dafür als Gegengabe eine Geldsumme oder, bald nach der Hochzeit,
Tuch oder Flachs (WK367, SchII82).

Das Festmahl einer richtigen Bauernhochzeit umfaßt einen reichhaltigen
Speisezettel, auf dem jedoch Kartoffeln fehlen. Zunächst
kommen zwei Suppen, eine Brot- und eine Nudelsuppe, dann Rindfleisch
mit Rahnen und Meerrettich. Das Hauptgericht besteht aus
gebeiztem Rindfleisch mit Nudeln und Gugelhupf. Dann folgen
Schweinefleisch mit Sauerkraut und Bratwürsten, dann Kalbfleisch
mit Salat, gebackene Kalbsfüße und Zwetschgen und schließlich
nochmals eine Suppe oder Kaffee.

Zwischen den einzelnen Gängen wird getanzt. Nach dem Hauptgericht
gehen Hochzeiter und Hochzeiterin bei allen Gästen herum
und kredenzen jedem einen Trunk. Der Hochzeiter trägt die Weinflasche
, die Braut reicht jedem das Glas mit den Worten: ,,I will i's
brocht ha!" (WK368).

Am Nachmittag kommen die Geschäftsleute zur Hochzeit, suchen
ihre Kunden auf und reichen jedem das Glas mit dem Spruche:
„G'seng Gott!" Hat der Bauer „Bescheid" getan, so hebt er sein
Glas und gibt es zurück mit den Worten: ,,I will's Euch brocht ha!"
(WK 119).

Wer aufbricht, wird vom jungen Paar hinausbegleitet. Dabei wird
der Abschiedstrunk, der St.-Johannes-Segen, von dem Hochzeitspaar
gereicht (WK370).

Das einschneidendste Ereignis im Leben des Menschen ist der
Tod. Mancherlei Anzeichen deuten darauf hin, daß bald jemand
sterben wird. Raben, die in der Nähe menschlicher Wohnungen
krähen, sind ein solches Vorzeichen (KrT 262). Stirbt jemand, so wird
die Totenglocke geläutet: man gibt das Scheidzeichen (E 301). Die
Leichen- oder Grabbitterin zieht von Hof zu Hof und bringt überallhin
die Kunde. Sie sagt die Leiche an: ,,Es wird die Leidleut' freuen,
wenn Ihr dient; sie werden Euch wieder dienen in Leid und Freud!"

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