Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 190
(PDF, 63 MB)
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Arbeitsvorgänge und -methoden und weiten unsere Betrachtung aus
auf die kulturgeschichtliche und wirtschaftliche Seite.

Die Hauptsorge auf einem Bauernhof gehört dem Vieh, das meist
vom Bauern selbst gefüttert wird, während die Bäuerin sich um die
Schweine, Hühner und das übrige Kleinvieh bekümmert. Auf größeren
Höfen hilft dem Bauern beim Füttern der Futterer, eine Vorstufe
des Unterknechts. So wie man sich in der Wartung der Tiere teilt,
so geschieht es auch bei den übrigen bäuerlichen Arbeiten. Aufs
Feld geht die Bäuerin nie; sie kocht für die Leute, besorgt das Kleinvieh
und erledigt mit ihren Mägden die häuslichen Arbeiten (B 186,
WK 347).

Uber das Verhältnis des Bauern zu den Dienstboten ist zu sagen,
daß auf den Höfen des Schwarzwaldes die „Magd wie die Tochter
und der Knecht wie der Sohn" gilt. „Sie essen mit dem Bur und mit
der Büre und mit den Kindern" (A330).

Der Kinzigtäler Bauer betreibt nicht nur Feld-, sondern auch Waldwirtschaft
. An den Berghalden läßt man Birke und Eiche wild wachsen
, fällt sie dann, verkauft das grobe Holz und legt das geringe
Holz im Quadrat um den ganzen Platz und dann in einzelnen Linien
von der oberen Quadratlinie zur unteren. Das von der Sonne ausgetrocknete
Holz wird „gebrannt". An den vier Ecken wird es an
einem windstillen Tag angezündet. Man betet vorher, damit das
Feuer keinen Schaden anrichte, denn es ist eine gefährliche Arbeit,
dieses Reuten, da in der Nähe des Reutfeldes Wald steht. Mit langen
Stangen, an denen Feuerhaken sind, wird dem Feuer gewehrt. Es
wird solange geschürt, bis alles Asche ist. Diese Asche ist der Dung,
in den der Bauer sät (B 189). Das Umbrechen von Weideland in
„Reutfeld", das Anpflanzen von Hafer, Korn und Kartoffeln und
dann wieder die Verwendung als Weideland geschah früher parzellenweise
(Schill 299).

Aber nicht nur das Reuten ist eine schwere Arbeit, auch das
Mähen an den steilen Berghängen ist nicht minder anstrengend. Zuoberst
in der Matte steht der Bauer, dann folgen der Oberknecht,
der Unterknecht und die Taglöhner (B 190). Der Bauer und der Oberknecht
verrichten die härtere Arbeit, die Unteren die leichtere. Und
Oberknechte und Obermägde stehen am Morgen zuerst auf (B 78).
Auch beim Dreschen und Pflügen ist der Bauer voran (E 380, B78).

Der Hanf, den früher nicht nur der Bauer, sondern auch der Bürger
anpflanzte, wurde im Herbst von den Frauen im Freien an den
„Knitschen" verarbeitet. Der zerschlagene Hanf kam in die „Ribe",
einem Häuschen am Wasser. In der Ribe war das Ribebett, in das

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