Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 193
(PDF, 63 MB)
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Förstern üblich, das „Weidmesser zu schlagen". Der „Delinquent"
wurde dabei auf einen erlegten Hirsch oder Rehbock gelegt, während
die Jäger einen Tusch auf dem Waldhorn bliesen. Dann gab
der Jägermeister den ersten Streich mit dem Weidmesser und sprach
dabei: „Ho, ho, das ist vor unsere gnädigste Herrschaft!" Nach dem
zweiten Streich sprach er: „Ho, ho, das ist vor Ritter, Reiter und
Knecht!", und nach dem dritten: „Ho, ho, das ist das edle Jägerrecht
, ho, ho, juchhe!" (W29).

Im Kinzigtal spielte der Bergbau eine beträchtliche Rolle. Einzelne
Züge aus dem bergmännischen Brauchtum im Schwarzwald
hält Hansjakob fest. Ein Bergmann begann seine Laufbahn als Kübelfüller
, wurde dann Haspelzieher, Pumper, Hundeläufer. Zwölf Stunden
arbeiteten die Bergleute. Um Mitternacht ruhten sie eine Stunde
aus, indem sie sich „auf den Stein legten". Bei der Tagschicht fuhren
sie um die Mittagszeit zum Essen aus. Für eine zwölfstündige Schicht
erhielten die Bergknappen damals 36 Kreuzer. Vor der Einfahrt
wurde, was Vorschrift war, das Glaubensbekenntnis und das Gebet
zu den fünf Wunden Christi gebetet. Wenn ein Steiger oder Obersteiger
zur Kontrolle kam, so gaben sich die Bergleute bestimmte
Signale. Der erste Häuer, auf den der Beamte traf, rief: ,,D' Kapp'
het a Loch!" Waren die Kameraden in den tiefer liegenden Schächten
, so wurde am Förderseil geschüttelt.

Zu den bedeutendsten Kinzigtäler Gruben gehörten damals
„Friedrich Christian" und „Erzengel Michael"; um die Mitte des
letzten Jahrhunderts muteten 200 Mann in ihnen. Sie bildeten einen
Knappschaftsverein und nahmen an festlichen Anlässen, z. B. bei
der Kirchweihe in Schiltach oder beim Empfang des Fürsten Egon
von Fürstenberg in Haslach auf seiner Hochzeitsreise, in ihrer
Paradetracht teil. Sie hatten eine eigene Fahne mit der Inschrift:
„Glück auf!", dem alten Bergmannsgruß. Auch an kirchlichen Festlichkeiten
und Prozessionen beteiligten sie sich; vier von ihnen
trugen den Himmel (E 217 ff., W 169 ff.). Neben Einheimischen gab
es viele Tiroler Bergleute, die im Kinzigtal muteten (MM 180).

In Waldgegenden hatten die Äbte von St. Blasien, St. Peter und
St. Georgen-Villingen schon im 17. Jahrhundert Glashütten angelegt
, deren Erzeugnisse die Glasträger weit ins Land und über die
Landesgrenzen hinaus trugen. Auf „Krätzen" führten die Glasträger
ihre in Stroh gehüllte Ware hinüber ins Elsaß und in die Schweiz.
Die einzelnen Glasträger schlössen sich zu Anfang des 18. Jahrhunderts
zu Kompanien zusammen und errichteten in allen größeren
Städten des Breisgaus, des Elsasses, der Pfalz, Württembergs und

13 Die Ortenau

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