Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 194
(PDF, 63 MB)
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der Schweiz Niederlassungen. Die einzelnen Kompanien hießen nach
den Landesteilen, in denen sie die Ware vertrieben. Ungeschrieben
waren ihre Gesetze; alljährlich kamen sie zusammen und hielten
Abrechnung (ESch 89 f.).

Dem Hang des Schwarzwälders zum Nachdenken, Sinnieren entsprang
manche Erfindung, die für das Schwarzwälder Wirtschaftsleben
von Bedeutung wurde. Hier ist vor allem die Erfindung der
Schwarzwälder Uhr zu nennen, die Franz Ketterer von
Schönwald gelang. Sein gleichnamiger Sohn hat 1720 die erste
Kuckucksuhr und eine hölzerne Taschenuhr gefertigt. Bald wurden
auch Uhren mit beweglichen Figuren, die Feuer schlugen und
Schwefelfäden anzündeten, hergestellt. Josef Kammerer aus dem
Hirschwald bei Triberg gelang im Jahre 1768 die Ausführung der
ersten Uhr mit Glockenspiel. Auch im einsamen Neukirch (Triberg)
bastelte mancher Künstler Uhren. Der Erfinder der ersten Spieluhr
mit Glasglocken war ein Neukircher des 18. Jahrhunderts. Von Hans
Wehrle wird erzählt, wie er jahrzehntelang grübelte und experimentierte
und hungerte, bis er die erste Walze fertig hatte. Und als es
soweit war, wurde der Erfinder irrsinnig, überall im Lande und über
die Landesgrenzen hinaus wurden diese Schwarzwälder Uhren vertrieben
. Die ersten Schwarzwälder Uhrenhändler zogen 1738 mit
ihren Holzuhren nach Frankreich, England und Schottland. Die Uhren
wurden ihnen an einen Zentralpunkt nachgeschickt, zu dem sie immer
wieder zurückkehrten und neue Ware holten (ESch 42 f.).

In einsamen Winterstunden bastelten die Uhrmacher ihre Uhren
und wanderten mit ihnen hinab ,,ins Land", um zu hausieren (ESch 12,
25 ff., VW 29). Und heute noch ist die Uhrenherstellung ein wichtiger
Zweig der Schwarzwälder Industrie.

Die Uhrenschildmalerei, ein heute nicht mehr betriebener Beruf,
war die Erfindung eines Furtwangers. Plazidus Kreuzer hatte diese
Kunst von seinem Vater, ihrem Erfinder, erlernt und betrieb sie
schwunghaft. Auch sein Sohn Romulus Kreuzer, ein Original, Freund
Auerbachs und des Germanisten Birlinger, war ein Schildmaler
(VW 35).

Durch die fürstenbergische Standesherrschaft, vor allem durch
Fürst Wenzel, erfuhr die Hausindustrie auf dem Schwarzwald und
in der Baar, besonders die Herstellung von Uhren, Spielwerken und
Strohflechtereien, manche Unterstützung und Förderung
(MM 222). Der Obervogt Huber ließ auf seine Kosten einen Stroh-
flechter aus Toskana kommen, von dem der Obervogt und seine
Frau die Strohflechterei erlernten. Beide unterrichteten die armen

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