Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 195
(PDF, 63 MB)
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Leute darin (ESch 149). Strohflechten war im nordwestlichen Schwarzwald
eine Hauptbeschäftigung der Mädchen und Frauen. „Auf jedem
Gang, den Kirchgang am Sonntag ausgenommen, wird Stroh geflochten
, das Naturstroh unter dem Arm, das Geflechte in der Schürze
tragend" (DB II 197).

Ein schönes Denkmal hat Hansjakob den Flößern gesetzt. Anschaulich
schildert er die gefährliche Arbeit des Flößers, die Fahrt
auf dem Heubach durch die „Hölle" hinab zur Kinzig (W78ff.). Bevor
die Flößer die gefährliche Fahrt antraten, knieten sie nieder zum
Gebet. War das Floß glücklich in der Kinzig gelandet, so wurde in
Schiltach die Flößerzeche gehalten, bestehend aus Nudelsuppe, Rindfleisch
mit Meerrettich und Rahnen, Schinken und Schweinebraten
mit Sauerkraut, Saueressen und Küchle, eingemachtem Kalbfleisch
mit Gugelhupf, Kalbsbraten und Salat. Es war kein fröhliches Mahl;
ernst saßen die Männer da, kein Lied ertönte (W93).

In Wolfach, Schiltach und Alpirsbach hatten sich Flößerzünfte gebildet
. In Wolfach hießen sie Schiffer. Sie betrieben das Flößergewerbe
im Dienste der Schifferherren und führten die Flöße die
Kinzig hinab bis zur Einmündung in den Rhein und von da aus weiter
den Rhein hinab bis nach Holland. „Die Fahrt ins Land" hieß der
Weg von Wolfach oder Schiltach bis zum Rhein. Vor der Abfahrt
wurde um glückliche Fahrt gebetet. Mitgeführt wurde eine von der
Zunft mit Wein gefüllte Logel, die unterwegs auf Kosten der Schiffherren
öfters nachgefüllt wurde. Die Schenkenzeller hatten das Privileg
der Flößerknechte: abwechselnd durfte jeder auf seine Rechnung
auf dem Floß eine Partie Bretter mitführen, mit denen er Handel
treiben konnte. Man nannte dieses Vorrecht das „Katzenfloz".

Hatten die Flößer gute Fahrt gemacht, so fuhren sie auf einem
Leiterwagen heimwärts. War die Fahrt aber lange und ohne besonderen
Verdienst, so kamen sie zu Fuß das Tal herauf. An ihren
gewaltigen Äxten hingen die Tauringe.

Die schönste Fahrt war die um Martini. Jeder Flößer erhielt nach
der Flößerzeche von der Wirtin einen Strauß auf den Hut, auf Kosten
der Schifferherren wurden sie heimgeführt, und überall, wo sie unterwegs
einkehrten, gab's einen Freitrunk. „Nach der letzten Fahrt
gibt's a Strüßle und a Rüschle", meinten die wackeren Männer.
Ihren Familien brachten sie ein „Martini-Krämle" mit (W 192 ff.).

In Kehl wurden die Rheinflöße eingebunden und, mit 40 bis 50 Personen
bemannt, ging es flußabwärts unter dem Kommando eines
Ober- und Untersteuermanns. Sollte das Floß rechts geleitet werden,
so rief der Kommandierende: „Hessenland!", sollte es links gehen:

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