Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 202
(PDF, 63 MB)
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dieser Nachbarschaften ist droben „im Dorf". „Sie versammelt sich
in ihrer alten, gotischen Kapelle zum heiligen Jodok am Morgen
zum Gebet und am Nachmittag in einer schöngeschmückten Scheune
zu einem förmlichen Liebesmahl, zu dem jede Familie ihre Gaben
mitbringt" (VW 202 f.).

Nachbarliche Hilfe wird dem durch ein Unglück Betroffenen zuteil.
Brennt ein Haus ab, so führen die Nachbarn oder die in der Nähe
wohnenden Bauern dem Geschädigten Steine und Holz zu (Sch I 31).

Zu den Abendunterhaltungen der Winterszeit gehörten die Spinnstuben
. Beim emsigen Surren des Spinnrades trafen sich die Frauen
und Mädchen, aber auch die Burschen zu geselligem Beisammensein.
Der „Lichtgang", diese alte schöne Sitte, ist längst verschwunden
(J 10, 40, WK 138, B 246, W 240, AT 110 f.). Man erzählte Geschichten
, las Neuigkeiten vor, sang Lieder; mancher Bursche lernte dabei
sein Mädchen kennen.

Am Sonntag versammelten sich die Bauern vor dem Zusammenläuten
und „diskurierten" miteinander (E 434 f.).

Was las das Volk zu damaliger Zeit? Wir finden bei Hansjakob
manche Bemerkungen über den Volkslesestoff. In seiner
Jugendzeit war in jedem Haus eines der alten Volksbücher, dazu
ein Kalender und das Gebetbuch. Auf dem Jahrmarkt oder bei Hausierern
kaufte man sich diese Schriften. Von den Volksbüchern, die
zu Hansjakobs Jugendzeit verbreitet waren, die er selbst gelesen
oder von denen er gehört hatte, nennt er: Ida von Toggenburg, Die
vier Haimonskinder, Die schöne Magelone, Ritter Peter mit dem
goldenen Schlüssel, Till Eulenspiegel, Die Erzählungen vom Schinderhannes
und Vom bayerischen Hiesel (J 20, 95, 157 f.). Viele Leser
fand einst in Haslach das Buch „Spaziergang (von Dresden) nach
Syrakus" von Seume (F 48 f.).

Unter den Gebetbüchern erwähnt Hansjakob das von Egidius Jais,
das nicht nur Gebete enthält, sondern auch am Schluß eine Anzahl
von Hausmitteln, Verhaltungsmaßregeln und Erkennungszeichen für
Krankheiten an Menschen und Vieh (P 178).

Am meisten Verbreitung fand damals im Kinzigtal der „hochfürstlich
-markgräflich Baden-Badische gnädigst privilegierte Landkalender
" von Sprinzing in Rastatt. Er enthielt außer der Genealogie des
„jetzt lebenden altreichsfürstlichen Hauses Baden" und dem Kalen-
darium einen faden Text, die Angabe der Jahrmärkte und der Postkutschen
. Das wichtigste aber war ein Verzeichnis der Monatstage,
die für das Aderlassen günstig oder ungünstig waren. Dieses Ver-

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