Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 236
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fen Fensternische und verbleite Butzenscheiben lassen sich durch
weniges, einfachstes Mobiliar ergänzen; so waren auch die Zellen
in Schwarzach, und ihr einziger Nachbar blieb für immer die stille
Natur, ohne Romantik, aber in ihrem Schweigen wie eine gütige
Hand, die in jedem Leben soviel ebnen und beruhigen kann4'").

Unter dem klösterlichen Dorment lag gewöhnlich der Kapitelsaal,
der mit seinen gekuppelten, romanischen Doppelfenstern in Hirsau
erhalten blieb; auch die Spuren von den einst eingebauten Eichensitzen
lassen sich noch erkennen433). Ohne Kapitelsaal gibt es kein
Benediktinerkloster; auch gibt es nichts Verwandtes außerhalb des
Klosters. Hier wurde jeden Morgen ein Kapitel der Regel vorgelesen
und vom Abt eine väterliche Mahnung angeschlossen; darnach stieg
man hinab in die für den Laien unfaßbare Selbstentäußerung — jeder
einzelne trat in den „runden Kreis" und offenbarte seine Verstöße
vom vergangenen Tag gegen Liebe, Gehorsam und Klostereigentum
; wieder sprach der Abt, täglich neu ergriffen, und bat seine
Mitbrüder, eine kleine Buße zu verrichten414).

In einem seiner lateinischen Gedichte plaudert der Reichenauer
Hermann der Lahme von der ,,caminata claustri", der Wärmehalle,
einem der wenigen Berührungspunkte von Burg und Kloster. Hier
an der mächtigen, offenen Feuerstelle saßen im Winter auf einfachen
Holzbänken die Mönche und Scholaren, lasen, schrieben, zeichneten
, malten — und schwiegen. An den rauchgeschwärzten Wänden
tanzte der Feuerschein, von den fernen Schwarzwaldbergen heulte
der kalte Ost, und im nahen Häslich heulten die Wölfe435).

Wir setzen unsere Wanderung fort und kommen in den Südflügel
des Quadrums. Gleich anschließend an die Wärmehalle folgte die
Küche und daneben das Winterrefektor. Nach der Regel gehörten
zum Klostertisch drei Dinge: „das Stillschweigen, die Lesung und
zwei Speisen, falls ein Bruder die eine nicht ertragen kann". Bekanntlich
verlangte die öftere Abstinenz immer wieder den Fischgenuß
, davon zeugen noch die „Karpelach und der Röthelbach";
erstere ist die frühmittelalterliche Bezeichnung, die auch im Dialekt
geblieben ist, für Karpfenteich; der Röthelbach mit seinen typischen
Uferhecken war bevölkert von den Fischscharen der Rottein oder
Rotaugen; an der Südseite der Abtei zog der Krebsenbach vorüber.
Im Westflügel des Klosterquadrates war, den alten Klosterhof abschließend
, der oft in Urkunden genannte Sommersaal, das Sommer-

A. Mettler, Kloster Alpirsbadi.
•**] A. Mettler, Kloster Hirsau, 1928.
'") P. S. Oer, Ein Tag im Kloster, 1900.
*5S) Beyerle, Die Kultur der Abtei Reichenau.

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