Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 239
(PDF, 63 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0241
Die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert brachte den Barock. Kurz
charakterisiert ist er schöpferisch, großartig und — blendend. Mit
wagemutigen Plänen bauten damals viele süddeutsche Klöster. Auch
Schwarzach baute und verscherzte viel von seinen kostbaren mittelalterlichen
Sehenswürdigkeiten, vor allem seinen unersetzlichen
Kreuzgang. Durch Einblick in Pläne, Rechnungen, Protokolle und
Uberreste ist es möglich, auch die Schwarzacher Barockanlage Peter
Thumbs zu rekonstruieren und im Geiste zu durchwandern.

Wir überschreiten die alte, doppelbogige Nepomuksbrücke und
passieren einen Teil von der viergliederigen, in ihrer Symmetrie so
wohltuenden Westfassade des Klostervorbaues. Plötzlich steht vor
uns die Majestät des Klostertores, das in seinen klassischen Formen
zu den schönsten seiner Art gehört. Zwischen dorischen Wandpfeilern
öffnet sich in weitem Bogen die große Mittelpforte. Ein
stark hervortretendes Gesims, in dessen unteren Schatten sich ein
Triglyphenfries hinzieht, trägt über dem Torbogen das Giebelfeld
mit reichem Steinrelief — zwei Löwen mit festgestemmten Hintertatzen
, geringelten Schwänzen und vollen Mähnen halten das Doppelwappen
des Prälaten und der Abtei, bekrönt von Mitra und Stab
und umgeben von Rocaills, wie aufzuckenden Flammen. Oben auf
dem Abschlußbogen steht als mächtige Silhouette, in den Luftraum
hineinragend, St. Benedikt mit Abtsstab und dem Raben, der sein
treuer Genosse war in den Sabinerbergen. Auf den seitlichen Abschlüssen
des Torbogens sitzen zwei Symbolgestalten — die Klugheit
mit zurückgelegtem, ausblickenden Haupt, und der Gehorsam,
nachdenklich und die Rechte wie beschwörend aufs Herz gedrückt.
In hohen, tiefen Nischen mit Muschelabschluß über den Seitenpfört-
chen halten St. Plazidus und St. Maurus als des Vaters Benedikt
beste Schüler Klosterwache.

Einer der einstigen Torflügel öffnet sich. Wir stehen im Geiste
vor einem Bild von ganz gewaltiger Wirkung. Eine Zufahrt zwischen
langgezogenen, niederen Remisen mit runden Toren und ausklingend
in Eckpavillons führt uns in den ,,Cour d'honneur" in den Ehrenhof.
An den Einbuchtungen der Eckpavillons stehen Kettenbrunnen; im
Schieferdach dahinter sind biblische Brunnenszenen. Weit greift der
Ehrenhof nun aus, zu beiden Seiten abgeschlossen von geradlinigen,
zweigeschossigen Schulgebäuden. Alles in diesem Hof konzentriert
sich nach seinem fürstlichen Ostabschluß, dem Propyläum abbatiae.
Eine dreistöckige Front reckt sich zur Höhe, beiderseitig eingefaßt
von hervorstehenden, hohen Eckpavillons mit doppelgeteilter Mansarde
und Wetterfahnen. Das Mittelrisalit nimmt in seinem säulen-

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