Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 240
(PDF, 63 MB)
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geschmückten Eingang den ganzen Kräftestrom des Ehrenhofes in
sich auf und ist vom Klostertor her der eigentliche Zielpunkt des
überraschten Blickes.

Durch diesen festlichen Eingang betreten wir das Kloster und sind
im weiten, hohen Treppenhaus, dessen Doppelstiege, schwere Geländer
aus der Schnitzerschule, Stuckdecken und helle Butzenscheiben
Vornehmheit repräsentieren. Eindrucksvoll sind die beiderseitigen
, fast endlosen Gänge im sonnigen Kreideweiß und in geheimnisvollem
Schweigen, überall hat hier die Hand des Meisters
Donato Riccardo Retti gearbeitet und die Gewölbe „für 2300 Gulden
mit reicher Quadratur und Stuccatur geziert". Als besondere Räume
zählt die Planung auf: das Triclium magnum oder Empfangsraum,
das Refektorium oder Speisesaal, im Südflügel den durch zwei Stockwerke
reichenden Festsaal mit Emporen, von zehn Marmorsäulen
getragen, und zwei grünglasierten, reich figurierten Kachelöfen des
Kachelmeisters Weidenbeck und einer großen Freitreppe nach dem
Park, über dem Festsaal die große Bibliothek und im Südostpavillon
das Museum musikale, auch wegen der Äbteporträts Tafelstube genannt
. Im Ostflügel war wieder der Kapitelsaal, eine Hauskapelle
und eine Erholungsstube mit kleiner Bibliothek; ein Treppenhaus
führte zu den Einzelzellen der Patres im ersten Stock, zu den Schulräumen
im zweiten Stock und den Schlafsälen der Novizen in den
Mansarden. In dem stillen, völlig abgelegenen Nordostpavillon waren
Krankenstuben, Bäder, die Hausapotheke und die Totenkammer,
wo bei jedem Todesfall in der Klostergemeinde zwei Mönche
an der Bahre betend Wache hielten. Im Nordwestpavillon war die
Prälatur mit Gästezimmern und einem Zugang zur Empore der
Abteikirche.

Im weitläufigen Erdgeschoß war die Küche mit einem Bräter des
Meisters Johann Jak. Straubhaar von Straßburg, ferner die Bäckerei,
Wäscherei, Büglerei, Bade- und Vorratskammern und eine Reihe
von Werkstätten der Klosterbrüder.

An der Südseite schloß sich an die Abtei „der Baßgarten" oder
Klosterpark an. Hier war eine wirkliche Romantik zu verspüren;
von dichtem Gebüsch umgeben und von Efeu bewachsen stand noch
der alte Klosterturm; drei Bäche, Brücken, Weier, Pfade, Hänge, Gebüsch
, Wiesen und Blumenbeete und Bosketten bereiteten die schönste
Erholungsstätte. Einzigartig waren die hellen Sommernächte,
wenn die festlich-weiße Südfront der Abtei wie ein Bild aus fernen
Landen in den schweigenden Garten leuchtete, im Gebüsch die
Nachtigallen schluchzten, weiße Ligusterblüten, Jasmin, Holunder

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