Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 243
(PDF, 63 MB)
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geschrieben hat: „das buoche lere uff herter banc — ist der sorgen
anevanc —".

Die Höhere Schule war das Quardrivium, wo eine Kombination
von Christentum und Heidentum gelehrt wurde. Es war das
Heidentum der Klassiker, drum war das Hauptfach Latein. Daneben
traten auch Orthographie und Metrik wegen ihrer Bedeutung für die
Liturgie stark hervor. Die Dialektik und Rhetorik waren ausgerichtet
für kommende diplomatische Geschäfte und Urkunden. Die
Arithmetik beschäftigte sich vor allem mit dem „Komputus", der
kirchlichen Zeitrechnung. Sehr emsig wurde auch Astronomie betrieben
, aber bis ins 16. Jahrhundert nach dem Almagest des Ptolemäus;
die Entdeckungen des Kopernikus und Galiläi brachten den großen
Wandel. Seit dem 12. Jahrhundert konnten sich viele Schulen nicht
mehr ganz verschließen der zunehmenden Bedeutung der Astrologie.
Eines der Hauptfächer war die Musik, über die schon früh die Klosterbibliotheken
eine Menge von Werken besaßen. Auffallend ist, daß
ebenso früh auch ein eigenes Fach vorhanden war ,,de arte medi-
cinae", so vor allem mit dem ,,liber herbarius des Vrunasius" und
der „Uber magnus collectus ex diversis auctoribus medicinorum",
die nicht nur der eigenen „Leibesnothdurft" wegen da waren, sondern
auch wegen des Unterrichts. Sonst waren Bücher über Realien
wie Geschichte, Geographie und Naturkunde noch selten. Denn bei
allem war das Hauptziel der Höheren Schule das theologische Wissen
,- seit der Reform von Clüny im 11. Jahrhundert wurde dies derart
betont, daß die klassischen Studien in den Hintergrund traten.
Eine neue Gestaltung des höheren Unterrichtes brachte im 13. Jahrhundert
die Scholastik, die schon auf der Schule mit ihrer Einführung
in die aristotelisch-christliche Philosophie und auch in die Naturwissenschaft
begann. Seit dem 16. Jahrhundert wird wohl unter dem
Einfluß des Humanismus auch hebräischer, griechischer und französischer
Unterricht erteilt. Andererseits kam man immer mehr zu
der Uberzeugung, daß gerade die Ordensnovizen durch einen planmäßigen
Unterricht für ihren Beruf geschult werden müssen443).

Die Zahl der höheren Schüler belief sich in Schwarzach auf etwa 20;
in bedrückten Zeiten waren es auch nur 10. Es saßen hier in den
Schulräumen nicht nur die Novizen, sondern auch die Söhne des
zahlreichen benachbarten Adels. Außerdem war ihrem Unterricht
die ,,schola pauperum" angeschlossen, für die eine eigene Präbende
oder Pfründe eingerichtet war. Diese unbemittelten Schüler hatten
mancherlei Möglichkeiten, ihren Unterhalt zu verdienen, so als

"3) Knepper, Das Schulwesen im Elsaß.

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