Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 247
(PDF, 63 MB)
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gethan, als ob aller Eltern Kinder allein ihm zuständen — und was
hat er für einen Dank aufgehoben, wann man die besten Gutthäter
nur beschimpft und darauf bedacht ist, wie und wann man sie hintergehen
könne?"450) —

Mit der neuen Schulordnung führte Abt Anselm auch die Schulkasse
ein, in welche künftig folgendes fallen soll: der Stuben- und
Bürgergulden, die dem Abte zuständigen Strafgelder, der halbe
Kaufgroschen und der Handlohn oder Weinkauf (= 3 Pfennig von
jedem Gulden), um dadurch für „die Lehrer- und Meßmerbestallung
und für die dürftigen Kinder väterlich Erleichterung zu treffen".
Auch Hieronymus Krieg, der letzte Abt, war voll warmer Fürsorge
für die Pfarrschulen und stellte ,,zur abermaligen Besserung des
Schulwesens" eine neue Ordnung auf mit jener klugen Lehrmethode,
die mit Recht in die Monumenta Germ, paedagog. eingegangen ist
und für immer der Schwarzacher Volksschule, einer der ältesten
in Baden, den stillen Glanz besonderer Verehrungswürdigkeit gegeben
hat.

<s0) Vimbucher Pfarr- und Mooser Gemeindearchiv.

Anekdote um Alban Stolz

Bekanntlich, war Alban .Stolz ein großer Verehrer von Goethe, dessen Schriften
ihn sehr beschäftigten und dessen tiefe Gedanken ihn fesselten. Als in höheren
Jahren (erstmals erwähnt in einem Brief, 26. April 1876) seine Augen versagten
und Alban Stolz nicht mehr lesen und schreiben konnte, erbot sich eine seiner
Verehrerinnen, das Amt als Vorleserin zu übernehmen. Stundenlang saß die Gräfin
Galli aus Obermois bei Meran in Südtirol, um dem verehrten alten Herrn vorzulesen
. Eines Tages wurde die Gräfin beim Vorlesen abgerufen. Zum Glück kam
gleich Ablösung: Eine junge Großnichte aus Bühl, die bei Albans Schwester Sofie
zu Besuch war und sich nach dem Befinden des Onkels Alban erkundigen wollte.
,,Du kommst mir gerade recht", sagte der Onkel, „kannst Du vorlesen?" ,,Ja natürlich
", und schon hatte sie das Buch in der Hand, und der Onkel war zufrieden.
Bei einem Abschnitt fragte er unvermittelt: „Weißt Du eigentlich, was Du liest?"
„Jawohl", war die Antwort, „es ist Goethes Reise nach Italien." Sie hatte nämlich
vor Beginn der Lektüre ein bißchen gespickt. Onkel: „Hast Du das Buch schon
gelesen?" Nichte: „Nein." Onkel: „Weshalb nicht?" Nichte: „Die Mutter
meinte, Goethe sei keine Lektüre für ein junges Mädchen." Onkel: „Wie alt
bist Du denn?" Nichte : „Achtzehn Jahre." Da lachte der sonst so ernste Onkel
hell hinaus und sagte vergnügt: „Rieht' nur Deiner Mutter einen schönen Gruß
aus, und der Goethe tät Dir nix!"

Und sie hat's getreulich ausgerichtet!

Josefine Werner, geb. Stolz (93 Jahre alt).

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