Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
35. Heft: 45 Jahre, 1910 - 1955.1955
Seite: 248
(PDF, 63 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0250
Zum 300. Todestag des Türkenlouis

Das Leben des Türkenlouis, seine Verdienste um das
Reich, das Land Baden und die Stadt Rastatt.

Vor 300 Jahren, am 8. April 1655, wurde in Paris der nachmalige Markgraf
Ludwig Wilhelm von Baden, der Türkenlouis, als Sohn des Markgrafen Ferdinand
Maximilian und der Markgräfin Louise Christine, geborene Prinzessin von
Savoyen-Carignan, geboren. Der Vater wünschte natürlich, daß Mutter und Sohn
nach Baden-Baden übersiedelten. Leider aber duldete die resolute Schwiegermutter
nicht, daß ihre Tochter mit dem Kind über den Rhein in die kleine Residenz zog.
Da alle Bitten des Markgrafen ohne Erfolg blieben, mußte er ohne Frau nach Baden
heimkehren, aber seinen Sohn nahm er mit. Dieser sollte nie mehr seine Mutter
sehen. Bereits mit 14 Jahren verlor er seinen Vater, der in zwei hinterlassenen
Testamenten seinen Sohn ermahnte, treu zu Kaiser und Reich zu stehen und nie
eine Französin zu heiraten. Sein Großvater, Markgraf Wilhelm von Baden, übernahm
die Erziehung und förderte die geistigen Gaben seines Enkels.

Seine ersten militärischen Lorbeeren holte sich Ludwig Wilhelm bei der Belagerung
und Eroberung von Philippsburg. Wegen seiner weiteren Erfolge bei
Freiburg und Staufen rief ihn der Kaiser nach Österreich, das von den Türken
stark bedroht war. Zehn Jahre seines Lebens wandte er an die Bekämpfung der
Türken. Er war beteiligt an der Eroberung von Preßburg, an der Schlacht auf dem
Kahlenberg, an der Verteidigung der Laufgräben vor Wien, an der Erstürmung
eines Forts von Gran. Er nahm 1686 an der mörderischen Eroberung von Ofen teil,
1689 errang er den Sieg von Nissa, 1681 gewann er die Schlacht bei Szlankamen.

Im März 1690 hatte Ludwig Wilhelm Franziska Sibylla Augusta von Lauenburg,
mit der Hauptstadt Ratzeburg, geheiratet. Sibylla war weich, schmiegsam, dem
Wesen nach Österreicherin, sie gebar ihrem Gatten neun Kinder, von denen aber
sechs früh starben.

Die kritische Lage am Rhein bewog den Kaiser, Ludwig Wilhelm auf den westlichen
Kriegsschauplatz zu schicken. Hier war ihm aber eine zielbewußte und
durchgreifende Kriegsführung nicht möglich, da man ihm nur unzureichende finanzielle
Mittel und zu wenig Truppen zur Verfügung stellte und seine Pläne immer
wieder durchkreuzte. Doch die Eroberung von Landau, die Schlacht bei Fridingen
und die entscheidende Schlacht bei Donauwörth bewiesen, daß er auch weit überlegene
Gegner durch die Kunst seiner Strategie schlagen konnte.

Markgraf Ludwig Wilhelm war aber nicht nur ein großer Feldherr, sondern
auch ein Freund der schönen Künste. Er verlegte die Residenz von Baden nach
Rastatt und schuf das prächtige Barockschloß. Seine hochbegabte und kunstsinnige
Gemahlin führte ihres Mannes Werk in seinem Geiste fort. Die Schloßkirche, das
reizvolle Lustschloß Favorite, die abgebrannte Pagodenburg und andere Bauten
werden immer die Erinnerung an den Türkenlouis und seine Gattin in Rastatt
wachhalten.

Der Markgraf starb am 4. Januar 1707 in seinem Rastatter Schloß und wurde
in der Gruft seiner Ahnen in der Stiftskirche zu Baden-Baden beigesetzt, während
seine Gattin in der Schloßkirche zu Rastatt im Juli 1733 ihr Ruhestätte fand.

Obige Ausführungen sind der Buchausgabe entnommen, welche die Stadt Rastatt
zum 300. Geburtstag des Markgrafen Ludwig Wilhelm unter der Leitung des verdienstvollen
Professors und Archivars Hermann K r a e m e r herausgab. Dieser
hatte das Glück, die geeigneten Autoren zu finden und die vielseitigen Themen
zur Bearbeitung stellen zu können. Die ganze Arbeit bietet vieles, was bishei
wenig oder nicht bekannt war. Das Werk mit seinen zahlreichen Abbildungen
wird bei allen Lesern günstig aufgenommen werden und seinen bleibenden Wert
besitzen.

248


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1955/0250