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Zu unserer diesjährigen Tagung gedenken wir eines Dichters, der seit 1877 bis zu
seinem Tode im Januar 1906 in Oppenau lebte. Es ist
GUSTAV ADOLF KATSCH
dessen Kommersbuchlied „Hundert Semester" wir oft gesungen haben:
1.
Als ich schlummernd lag heut nacht,
lockten süße Träume,
schimmernd in der Jugend Pracht,
mich in ferne Räume.
Krasses Füchslein saß ich schlank
in der Kneipe wieder,
und in vollem Chore klang
laut das Lied der Lieder:
Gaudeamus igitur ..'.
3.
Jäh erwacht' ich — Glockenklar
tönt mir's in den Ohren:
Heut' sind's runde siebzig Jahr',
seit du wardst geboren.
Heut' schon liegen hinter dir
der Semester hundert! —
Hell rieb ich die Augen mir,
summte still verwundert:
Vita nostra bievis est ...
6^
Weib und Kinder an der Hand,
freut ich mich des Lebens;
nützlich sein dem Vaterland,
ward das Ziel des Strebens.
Konnte sich's zum Paradies
auch nicht ganz gestalten,
Treue, die ich ihm erwies,
hat's mir doch gehalten:
Vivat et respublica ...
7.
Im latein'schen Liede sang
heut' ich alter Knabe
meines Lebens ganzen Gang
von der Wieg' zum Grabe;
komme, wann du willst, Freund Hein,
mich zur Ruh' zu bringen;
doch wie einst als Füchselein
will der Greis noch singen:
Pereat tristitia ...
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