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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 14
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Bereite meine teuren Eltern würdig und ernst auf das Ereignis vor und vermelde
ihnen vor allem, daß ich auch hiebei mich keine Linie von den zarten
Pflichten des Sohnes entfernt zu haben glaube.

Du wirst nun sicherlich auf die Nachricht von meiner Verlobung gefaßt sein.
Allein die kommt diesmal noch nicht. Später wird's schöner. Nein. — Wohl aber
habe ich meinen Wälder Hund Türk an Herrn von Steinberg verschenkt, bei dem
er landwirtschaftliche Studien treiben und glücklich sein wird.

Morgen gehe ich nach Zell.

Ich empfehle mich Euch zu Gnaden. Und meinem Türk ein Lebewohl.

Joseph."

Der Besuch in Zell scheint einer ersten Sondierung gedient zu
haben. Aber Scheffel war alles andere als ein gewiegter Diplomat.
Zudem wurde er frühzeitig zurückgerufen, weil inzwischen sein
Freund Eggers in Karlsruhe eingetroffen war und den Studiengenossen
aus Münchener und Berliner Tagen zu sehen wünschte.

Aber noch bevor Joseph seine neue Stellung als Hofgerichtssekretär
in Bruchsal antrat, richtete er von Karlsruhe aus einen Brief an
die Kusine, der sich eines von Scheffel gern geübten literarischen
Vexierspiels bedient. Verschanzt er sich doch hinter dem Namen
des Historikers und Geheimschreibers Karls des Großen, Eginhard,
der der Sage nach der Tochter des Kaisers, Imma, zärtliche Neigung
entgegenbrachte. Ob ein derartiges Vexierspiel, so hübsch es sich
von der literarischen Seite her ausnehmen mag, der richtige Pfad
zum Herzen eines frischen, lebensfrohen jungen Mädchens gewesen
sein mag, soll dahingestellt bleiben.

Es kann und soll im Rahmen des heutigen Vortrags nicht meine
Aufgabe sein, den Beziehungen zwischen Scheffel und Emma Heim
bis in die letzten Einzelheiten nachzuspüren. Ich muß mich deswegen
darauf beschränken, die einzelnen Phasen dieser Beziehungen im
Großen zu umreißen, ein paar Marksteine dieses „magnetischen
Sichfliehens und Sichfindens", wie es der Dichter später genannt
hat, hervorzuheben.

Im Jahre 1852 ging Scheffel nach Italien. Dort hoffte er, sich zum
Maler zu bilden und kehrte mit dem Manuskript des „Trompeters
von Säckingen" nach Karlsruhe zurück. Boerschel hat sich in seinem
bereits erwähnten Buche bemüht, Emma Heim als Urbild der Margareta
im „Trompeter von Säckingen" darzustellen, und es ist auch
kaum zu bestreiten, daß der Dichter, was schon seine Briefe nach Zell
erweisen, der Base viel und lebhaft im italienischen Winter 1852/53
gedacht hat. Emma hingegen scheint eine lässige Korrespondentin
gewesen zu sein. Denn in einem Schreiben an die Schwester bedenkt
er sie wegen ihres hartnäckigen Schweigens mit dem italienischen
Volksliedverse: „Ich bin dir über die Maßen gut, aber du

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