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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 30
(PDF, 67 MB)
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kannt und gefürchtet und deshalb auch wohl gelitten (WK 332, Sch
II 101). Neben diesen Zauberkünsten hatten die Fahrenden auch bewährte
Wundsegen, sie konnten das Blut stillen, wußten Mittel, um
Schlösser aufzusprengen, um im Spiel zu gewinnen und vermochten
die „neun Fürsten der Finsternis" zu rufen. Auch von geheimnisvollen
Alraunmännchen und von Leuten, die ein solches besitzen,
erzählten sie den Landleuten (MM 329).

Der Erfinder der sogenannten Passauer Kunst soll ein Student
namens Christian Eisenreiter aus Passau gewesen sein. Es waren
Zettel, die im Dreißigjährigen Krieg von den Soldaten auf dem Leib
getragen oder auch verschluckt wurden. Der Zettel machte gegen
Schuß, Hieb und Stich fest (St 246).

Daß auch Geister beschworen wurden, braucht nicht wunderzunehmen
. Diese Beschwörungen und Anrufungen erfolgten durch
Gebete zu den Heiligen, vor allem zur hl. Gertrud. Zunächst wird
der Geist gerufen. Dabei steht der Rufer in einem Kreis,

„der auf den Boden gezeichnet ist und allerlei Namen und Kreuzzeichen trägt,
und spricht:

„Ich, Andres, ein Diener Gottes, berufe, begehre und beschwöre dich, Geist,
durch die Weisheit Salomonis, durch den Gehorsam Isaaks, durch die Segnung
des Geschlechtes Abrahams, durch die Frömmigkeit Jakobs und Noes, so in Gott
nicht gesündigt, durch die zwölf Geschlechter, durch die Angst und den Schweiß
Jesu Christi, durch seine Liebe und Barmherzigkeit, durch seine Strenge und Gerechtigkeit
, durch die sieben Worte am Kreuze — daß du mir gehorsam seist und
augenblicklich vor mir erscheinst in einer schönen, sichtbaren, sanftmüthigen
Menschengestalt hiesiger Tracht und bringest mir aus der Erde oder aus dem Abgrund
des Meeres eine Million gutes, unverfälschtes Geld von Silber und Gold,
welches hier zu Land schlag-und gangbar ist. Dies befehle ich dir bei dem wahren
Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Hl. Geist. Amen."

Ist der Geist gekommen und das Begehren vollbracht (?), so gibt man ihm den
Abschied mit folgenden Worten: „Fahre nun wieder hin, du gehorsamer Geist,
wohin dich der gerechte Gott, mein und dein Erschaffer, verordnet hat, mit allem
deinem Anhang in der Stille und Sanftmuth, ohne Schrecken und Getös,' auch
ohne Verletzung der ganzen Erschaffung Gottes, und wenn ich dich wiederum
durch die göttliche Kraft und Macht begehre, daß du gleich wieder kommst und
mir gehorsam seist. Das befehle ich dir durch die allerheiligste Dreifaltigkeit,
Vater, Sohn und Geist."

Will der Geist nicht weichen, so wird ihm schärfer zugesetzt mit der folgenden
Formel: „Ich beschwöre dich, Geist, daß du sollest von uns abweichen ohne allen
Schrecken und Schaden, ohne Schaden des Leibes und der Seele, durch alle
hl. Engel und Erzengel, St. Michael, St. Gabriel, St. Rafael, St. Samuel, St. Themal,
durch alle Herrschaften und Fürstenthümer, durch Cherubim und Seraphim, durch
die allerschrecklichsten und vollkommensten Worte Noab, Sahel, Emanuel, Adon,
Athonai, El, Eli, Eloim, Dios, Kollo, Petragrammaton, Agley, Josefa, Jonas, Culpio,
Hagios, und durch alles, wodurch Salomon, Manasses, Cyprian und Agrippa die
Geister bezwungen, und durch was du immer kannst und magst bezwungen werden
, und so wie Jesus Christus seinen Eltern gehorsam war, so wahr sei auch mir
gehorsam, weiche augenblicklich und lasse das gebrachte Geld in unsern Händen."

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