Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 33
(PDF, 67 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1956/0035
den bringe. Sie sagte die napoleonischen Kriege voraus, und ihre
letzte Prophezeiung waren die Stürme der Jahre 1848 und 1849. Sie
meinte, wenn die Trabanten, die sie Knechte nannte, vor ihrem
Herrn hergingen, gebe es Krieg, wenn der ,Herren-Stern' aber dem
Knecht vorausziehe, bleibe Frieden auf Erden" (B 206 f.). Auch der
Bauer Andreas Rothmann, der Roth-Andres, konnte aus den Sternen
lesen. Er sagte den Schnee des kommenden Winters auf den Tag
schon im Sommer voraus. „Der Schnee blüht im Sommer am Himmel
", pflegte er zu sagen, und an gewissen Wolkenzügen am sommerlichen
Firmamente wollte er dies sehen (B 207).

Verbreitet war auch die Anschauung, daß des Menschen Schicksal
in den Sternen geschrieben stehe. Der Hansjörg, ein Sympathiedoktor
, glaubte, daß Leben und Tod des einzelnen von den „Planäte"
abhänge. Konnte er nicht gleich helfen, so hielt er weitere Hilfe für
überflüssig (WK321).

In diesen Zusammenhang dürfen wir auch die Beachtung der
Himmelszeichen bei der Aussaat stellen. So „stupft" man keine
Bohnen im Zeichen des Steinbocks, weil sie sonst zäh werden. Man
legt keine Gurkenkerne im Zeichen der Jungfrau, weil die Gurken
sonst nur blühen, aber keine Frucht bringen (K344).

Hansjakob meint, daß der Mond, der das Wasser in der Sauerkrautstande
wachsen und fallen macht, der den Hund bellen läßt bei
seinem Vollicht, auch auf „sensitive Menschen-Nerven" Einfluß
haben kann (KrT 83).

Das Wetter ändert sich, wenn ,,d' Bremse und d' Mucke so b'sesse
thuen" oder wenn die Forellen „im Wasser springen" (KrT 129) oder
wenn die Fische nach Mücken schnappen (AT 30). Pfeifen die Amseln
lange in den Abend hinein, so gibt es Regenwetter (B 201).
Fliegen die Schwalben am Abend nieder, so gibt es Regen (AT 30).
Wenn in Freiburg die Dreisam „schreit", kommt Regenwetter; wenn
im Schwarzwald die Berge so nahe sind und „man jeden Tannenbaum
und jede Hütte an den fernen Bergwänden" zählen kann, so
sagt der Schwarzwälder Bauer: „Es gibt ander Wetter"; wenn der
Bäuerin das Feuer nicht brennen will und der Rauch die Küche füllt,
so klagt sie: „Es will nit brenne, 's muaß ander Wetter gä (geben)"
(K 132 f.). „Märzengrüene" sieht der Bauer nicht gern, weil er befürchtet
, der Frühling komme zu rasch; deshalb sagt man am Bodensee
: „Märzengrüene sollte man mit Pfählen in den Boden schlagen"
(F 187). Auch das Singen und Jodeln der Hirten gilt als Zeichen für
schlechtes Wetter („Die Hirtenbuben hören heute wieder nicht auf
mit Singen, es gibt ander Wetter", heißt es; B201). Schlechtes Wet-

3 Die Ortenau

33


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1956/0035