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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 92
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digt und Kinderlehre zusammen, so wird dem Pfarrer nichts anderes übrigbleiben,
als „aus seinem Sack zu zehren oder sich das Essen nachtragen zu lassen". Mittlerweile
war Heinrich Greiner mit dem 8. April 1798 Pfarrer von Tutschfelden und
Wagenstadt geworden. Er war schuldig, drei Sonntage hintereinander in Tutschfelden
zu predigen, am ersten und dritten Sonntag auch in Wagenstadt, den vierten
Sonntag nur in Wagenstadt. In ihrer Verbitterung gingen immer nur so viel
Wagenstadter in die Tutschfelder Kirche, als Tutschfelder in ihrer Kirche gewesen
waren. Man erwog deshalb sogar den Gedanken, Tutschfelden zur Filial von
Broggingen zu machen und einen Pfarrer nach Wagenstadt zu setzen. Beide Gemeinden
bemühten sich um eine Behausung für den Pfarrer, Greiner wäre auch
nach Wagenstadt zu wohnen gegangen, schließlich wurde in Tutschfelden ein
älteres Haus abgebrochen und an seiner Stelle 1802 ein Pfarrhaus erbaut. Die
jetzige Kirche wurde 1806 errichtet, und das jetzige Pfarrhaus 1913/14.

Im Jahr 1355 war Konrad Waltbot Pfarrer von Wagenstadt, das zum
Bistum Straßburg gehörte. Von diesem Waltbot liegt vor eine Kopie „des Original-
Leibgeding-Briefes auf dem Hetzel-Zehnten in Wagenstadt um Hermann Zächelin
von Kenzingen und von diesem empfangen". Es werden nun sämtliche Äcker und
Reben mit Angabe der Gewanne aufgezählt, von denen er den Zehnten empfangen
hat „um 15 Mut Roggen und 5 Mut Haber jeglichen Geldes und rechten Zinses".
Vor der Reformation bildeten Wagenstadt und Tutschfelden eine Pfarrei, aber
an beiden Orten war Gottesdienst; Kirche, Kirchhof, Pfarr- und Schulhaus zu
Wagenstadt waren beiden Gemeinden zuständig geachtet. Am 27. August 1583
wird als Pfarrkompetenz zu Wagenstadt angegeben: zu Broggingen Korn, zu
Tutschfelden Feldzins, 9 Sester Korn, 14 Sester Haber, zu Wagenstadt Feldzins,

1 Sester Korn, 10 Sester Haber, zu Kenzingen Feldzins, 4 Sester Korn, zu Bleichen

2 Sester Haber, zu Herbolzheim 10 Sester Korn, 16 Sester Haber, zu Weisweil
36 Sester Haber. 1624 wurde Wagenstadt wieder katholisch, die Wagenstadter
smd der „papistischen" Religion außer dreien zugetan, es bestehen 60 katholische
und zwei oder drei lutherische Haushaltungen, das kleine Häuflein der Evangelischen
zu Wagenstadt sei für seine Religion in großer Gefahr, und die Tutschfelder
seien in Furcht der Verlierung ihrer alten Gerechtigkeit in Anbetracht des großen
Zehnten. 1629 wurde ein katholischer Pfarrer nach Wagenstadt gesetzt, am Ende
dieses Jahres wurde katholischer Gottesdienst gehalten, die evangelische Gemeinde
zu Wagenstadt wurde von da an vom Pfarrer von Broggingen versehen. Am
12. Juni 1630 meldete der katholische Pfarrer Thomas Wielandt dem Markgrafen
von Baden und Hachberg, daß die von Tutschfelden ihm den kleinen Zehnten
und den Blutzehnten nicht verabfolgen wollten, wodurch die Pfarrei merklich geschwächt
wurde. Doch auf Betreiben des schwedischen Kanzlers Oxenstjerna 1632
fiel die Markgrafschaft Baden-Baden dem evangelischen Baden-Durlacher zu, und
die katholische Pfarrei Wagenstadt wurde mit evangelischen Pfarrern besetzt,
Wielandt und nachher Pfarrer Herrmann wurden verjagt. Aber nach dem Sieg
der Kaiserlichen bei Nördlingen 1634 kehrte der katholische Markgraf Wilhelm
wieder zurück. Die katholische Pfarrei wurde teils von Herbolzheim aus, teils
durch die Kenzinger Franziskaner versehen. Erst 1707 erhielt die katholische Ge-

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