Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 147
(PDF, 67 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1956/0149
Schloß Ortenau

Otto Flake und sein letzter Roman: eine dichterische Gestaltung
des mittelbadischen Raumes.

Von Rolf G. H a e b 1 e r

Otto Flake, einer der Träger des Johann-Peter-Hebel-Preises, Inhaber des
Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik, Ehrendoktor, seit Jahren in Baden-
Baden seßhaft, wo er im Herbst 1955 seinen 75. Geburtstag feierte, die Stadt
gab ihm bei dieser Gelegenheit den Auftrag, ein Buch über bedeutende Persönlichkeiten
und Familien des Kurortes zu schreiben; der Dichter vieler Werke, in
denen badische Geschichte und badische Landschaft eingewoben ist — Otto Flake
nennt seinen neuesten Roman: Schloß Ortenau.

Dieser Titel wird bei jedem, der am Oberrhein beheimatet ist, das Gefühl einer
Verbundenheit auslösen, denn er vermutet, ohne zunächst mehr zu wissen als
diese zwei Worte, einen sinnvollen Zusammenhang zwischen Name und Inhalt,
der ihm ein Zuspruch aus der Sphäre des Eigenständigen ist. Insofern sind uns
diese beiden Worte mehr als nur ein Romantitel.

Es wird das Wort „Schloß" genannt, und da es sich um einen Roman handelt,
ist hiermit nicht etwa die baugeschichtliche oder kunstgeschichtliche Darstellung
eines historischen Gebäudes gemeint, sondern ein gesellschaftlicher und menschlicher
Tatbestand, dessen Symbol dieses Schloß ist, in eine bestimmte Landschaft
hineingestellt. Es geht um Erlebnis und Schicksal, deren äußerlichen Mittelpunkt
die Gegebenheit einer bestimmten und umgrenzten Heimatverbundenheit bildet.
Dies sagt das zweite Wort: „Ortenau."

Es gibt zwar in dem Raum der historischen Ortenau überhaupt kein Schloß
dieses Namens, und der Historiker wird sogar noch weiter gehen und behaupten
müssen, daß — nach den geographischen Schilderungen des Buches — dieses
Schloß auch in seiner dichterischen Gestalt nicht in der eigentlichen Ortenau steht,
sondern in der alten Markgrafschaft Baden-Baden und damit im Ufgau. Dennoch
ist der Titel Schloß Ortenau charakteristisch in eben dem Sinne, daß es hier zwar
um einen Gesellschaftsroman geht, der in einer bestimmten, völlig realen Landschaft
sich abspielt, der aber einem Kulturmilieu zugeordnet ist, das charakteristische
Züge aus eben dieser Landschaft erhält, im weitesten Sinne. Sieht man die
Dinge so, dann wird man sagen müssen, daß dieser Titel ungemein prägnant den
tieferen Sinngehalt des Romans in nur zwei Worten anklingen läßt: der Leser
wird es bestätigen, wenn er die letzte Seite des Buches gelesen haben wird. Vielleicht
wäre — dies sei kritisch unter diesem Aspekt gesagt — der Eindruck noch
geschlossener und, im Sinne der formalen Einheit, ästhetisch noch eindringlicher,

147


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1956/0149