Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 148
(PDF, 67 MB)
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wenn Otto Flake in der Entwicklung der Handlung auf den oberbayrischen
Szenenwechsel verzichtet hätte und im Raum Schloß Ortenau geblieben wäre.

Es ist aber nicht die Absicht, in dieser Besprechung auf die Handlung und die
Personen des Romans näher einzugehen. So wesentlich selbstverständlich in einem
Roman der Mensch ist und das Schicksal der Menschen, die Verschlingungen ihres
Lebens untereinander sind, der Ablauf des Tragischen oder auch des Alltäglichen
, der Bindungen und Lösungen, kurz, das im engeren Sinne Romanhafte:
in dieser Schau soll nur versucht werden, aufzuzeigen, welche sachlichen und dichterischen
Elemente diesen Roman zu einer umfassenden Deutung des mittelbadi-
schen Raumes machen in seiner besonderen Erscheinung, in seiner Eigenart und
Schönheit.

Das ist selbstverständlich eine Verengung gegenüber einer rein literarischen
Wertung der Dichtung, auch wenn gelegentlich ein Blick in die Bereiche der Handlung
und ihrer Psychologie fallen wird: notwendigerweise dort, wo die Zeit —
es ist unsere unmittelbare Gegenwart — in dem Raum Schloß Ortenberg eingeblendet
ist.

Dr. Sparre, ein Freiburger Bibliothekar und Archivar, ein Mann um 60, kommt
im Jahre 1948 nach seiner Pensionierung auf Schloß Ortenau zum Freiherrn von
Ortenau und seiner Tochter Sabine — er kennt beide von früher. In dem Schloß
wohnen noch Verwandte des Freiherrn, Flüchtlinge; man ist eine große, wenn
auch recht unterschiedliche Familie. Die Handlung, die sich nun entwickelt um
diesen noch rüstigen Mann — übrigens ist der Roman in erzählender Ichform geschrieben
; der Erzähler ist dieser Dr. Sparre selbst —, die Handlung ist weder
absonderlich noch irgendwie erregend, so vielerlei auch auf den fast vierhundert
Seiten des Buches sich ereignen mag; es überwiegen, rein formal, die Dialoge, die
Gespräche.

Was den Dr. Sparre zunächst nach Schloß Ortenau trieb, war ein Mißfallen an
dem Freiburg nach 1945:

Die Stadt war nicht mehr das trauliche Freiburg von einst. Es wimmelte von
polnischen Arbeitern und französischen Familien; die Lunge schluckte Staub,
wo man zwischen den Trümmern auch ging. Ich sehnte mich nach frischer
Luft, nach Wäldern und nach Blumen. Das alles gab es auf Schloß Ortenau,
gelegen im Goldenen Land. Dieser poetischen Bezeichnung begegnete man
manchmal in Schilderungen des Bezirkes Bühl.

Kam hinzu, daß der Freiherr dem Gelehrten vorgeschlagen hatte, die Schätze
seines Archivs zu ordnen; sie lagen in dem ehemaligen Wasserschloß, ein Kastell,
das vor fünfhundert Jahren ein Ahn errichtet haben mochte, einst durch Gräben
und Türme und eine Zugbrücke geschützt. Flake beschreibt es so:

Auf der rechten Seite der Dorfstraße und ihres tiefgemauerten Baches wölbte
sich die Einfahrt zum Schloß. Durch den schräggestellten Bogen erblickte
man den Hundezwinger, den Beginn der Wirtschaftsgebäude und die Oleanderkübel
davor. Ein Rest der Morgenfrische spielte um die Quadern und verstärkte
die trotzige Wucht. Nicht alle Bauten, denen man den Titel Schloß

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