Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 154
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die Geschichte der Ortenau, der alten Markgrafschaft kennt, wer die Gegenwart
kennt, weiß, wie sehr diese Themen in diesem besonderen Raum lebensnah sind.
Da taucht einmal die Frage auf, was tun in dem Streit der Konfessionen, wenn
eine sogenannte Mischehe — übrigens ein scheußliches "Wort! — geschlossen
werden soll und wenn gar Kinder kommen werden:

Aus Nützlichkeitserwägungen möchte ich kein Lippenbekenntnis ablegen. So
schlug ich Ilse vor, sich mit der bürgerlichen Trauung zu begnügen. Sie sieht
auch ein, daß kein anderer Ausweg übrigbleibt; aber ihre Mutter gibt sich
damit nicht zufrieden — ich müsse übertreten, die Ehegatten müßten desselben
Glaubens sein. Was soll ich tun? — „Dem Gefühl für das Richtige
folgen", erwiderte ich, „man soll nicht einer Gemeinschaft beitreten, wenn
die Überzeugung fehlt. Wie aber wollen Sie es mit den Kindern halten, in
welcher Religion sie erziehen? In der protestantischen, zu der Sie kein Verhältnis
finden? Haben Sie schon daran gedacht, daß Ihre Kirche, wenn sie
auch die Trauung verweigert, die Kinder aufnehmen würde? Sie haben nicht
die Absicht, die Gegend zu verlassen, sie sind mit ihr verbunden, und auch
Ihre Kinder werden in ihr aufwachsen, die nun einmal katholisch ist. Ich
frage mich, ob den Kindern nicht ein Dienst erwiesen wird, wenn man sie
dem ortsüblichen Bekenntnis zuführt. Es wäre alles einfacher, organischer ..."

Ein andermal ist die Rede von einer durch religiöse Fragen bewegten Frau
auf Schloß Ortenau, einer Protestantin:

Sie fuhr jeden Sonntag in eine der benachbarten Städte, wo es protestantische
Kirchen oder zumindesten Kapellen gab. An den Wochentagen ging
sie Obrecht — dem katholischen Pfarrer des Dorfes — an die Hand; er war
von ihr begeistert, da sie seine Unterstützungskasse auffüllte. Im Dorf vertrugen
sich die Flüchtlinge nicht mit den Einheimischen. Sprache, Auffassungen
, Besitzerrechte und Ansprüche vertieften die Gereiztheit. Sie
redete mit den Leuten, sie sah viel. Nicht lange, und das christliche Gewissen
machte ihr zu schaffen. „Darf man es sich selbst gut gehen lassen, wenn
andere Not leiden, muß man selbst kümmerlich leben, weil andere es tun?"
fragte sie mich. Der Konflikt war unlösbar, wie jeder in der Menschenwelt.
Die Kirchen bauten den Mitgliedern goldene Brücken; sie verlangten von
keinem, daß er die letzte Konsequenz aus der Grundlehre, der Verwerflichkeit
des Besitzes, zog, daß er hinging und sein Gut unter die Armen verteilte.
„Ich könnte es, und wenn ich katholisch wäre, erschiene es mir natürlich, in
franziskanischer Armut zu leben."

Ein andermal, ein katholischer Pfarrer sagt es, es ist droben bei Neusatz:

Dort, das dreistöckige Gebäude ist das ehemalige Wasserschloß, nach dem
Sie fragten, und dort höher hinauf steht das Kreuzschwesternhaus. Das Tal
hat, wenn man sich so ausdrücken will, einen klerikalen Charakter. Es
gehörte dem Markgrafen von Baden-Baden, und die Jesuiten hatten in seinem
Ländchen alles zu sagen. Man mag über sie denken, wie man will, mir zum
Beispiel liegen sie nicht, aber sie haben gebaut, gelehrt, Seelsorge getrieben

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