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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 188
(PDF, 67 MB)
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übereinander geschaute Getreidefeld. An sich stand die bisherige
raumlose Kunst im Gegensatz zum Raumgefühl der rheinischen
Seele mit ihrer frühen Sehnsucht nach dem Freien und Fernen.
Darum mußte gerade bei der rheinischen Kunst auch am frühesten
der Raum aufhören, ein Nichts zu sein. Der Schnitterin, der ähnlich
wie am Maibild die Haare im Nacken aufgewellt sind, ist in die
Rechte eine Sichel gegeben; bereits sind die Halme durchgeschnitten
und in der Linken hält sie einen schönen Ährenbüschel.

Das Augustbild ist leider stark beschädigt; doch läßt sich
aus dem Vorhandenen die eventuelle Deutung ermöglichen. Die Gestalt
rechts trägt langes, offenes Haar und ein langes, gürtelloses
Gewand, was an die keltische Frauentracht auf den vorgermanischen
elsässischen Skulpturfunden erinnert und vielleicht mit unbeabsichtigter
Beziehung zum Alten auf das Monatsbild der Jungfrau hinweist
. Die Gestalt gegenüber hat die gleiche Mütze samt Haarbüschel
wie der Tänzer am Maibild. Dann wäre er hier der Drescher,
dem leider die Hände und ihr Attribut abgeschlagen sind. Dagegen
hat er wie der Palmträger im April und der Musikant im Mai den
Rock hochgeschürzt.

Eine prächtige Rankendarstellung ziert das Septemberbild.
Die schönen, mehrteiligen Blätter kennzeichnen genau den Weinstock
. Hinter den Ranken steht ein Mann und pflückt Trauben. Auch
das Monatsbild fehlt nicht; denn an einer Ranke hängt die Waage25).

Die fünf restlichen Monatsbilder sind verlorengegangen. Dagegen
fand man 1902 bei Grabungen auf dem einstigen Standort des
eigentlichen Klosters den unteren Teil eines romanischen Brunnens
, der vielleicht in einer Eckkapelle des Kreuzganges, der sog.
Brunnenstube stand. Aufgefunden wurde der Fuß und die untere
Schale. In letzterer ist eine runde Vertiefung von 10 cm Höhe und
36 cm Durchmesser, was nicht nur eine durchlaufende Brunnenröhre,
sondern auch einen Aufsatz vermuten läßt. Der Fuß stand wohl auf
einem kubischen Unterbau; erhalten ist eine Platte und ein kurzer
Schaft von 33 cm Höhe und mit zwei breiten Wülsten und einer
breiten Hohlkehle. Die Schale ist 0,70 m hoch und hat oben eine
lichte Weite von 1,74 m und einen Gesamtdurchmesser von 2,10 m.
Das schlichte Ornament ist schön und gefällig und erinnert ganz an
die Münsterkirche. Die obere Zone schmückt ein Rankenfries mit
mehrteiligen Blättern; dann folgt ein schmales Band mit einem Rund-

ss) Vgl. A- v. Schneider, Die plastischen Bildwerke d. bad. Landesmuseunis 1938, und Sauer, Die Ab-
teikirrhe z. Schwarzach, F.D.A.N.F. 5, 1904.

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