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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 84
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Bei dem furchtbaren Rückzug in den eiskalten Dezembertagen 1742, wobei nicht
wenig Soldaten erfroren, zog sich der Erbprinz ein Rheumatismusleiden zu, das
ihn sein Leben lang nicht mehr verlassen sollte. Den 9. Januar 1743 traf Ludwig
wieder mit der Erbprinzessin in Zweibrücken zusammen und erbat unter dem
Einflüsse seiner deutsch denkenden Gemahlin den Abschied, der ihm mit Rücksicht
auf die veränderte Kriegslage unterm 17. August d. J. auch bewilligt wurde.
Nun hieß ihn der Preußenkönig herzlich willkommen und übertrug ihm im November
1743 das in Prenzlau in der Mark Brandenburg stehende preußische Infanterieregiment
von Selchow. Als Obrist dieses Regiments machte er 1744/45 den
zweiten Schlesischen Krieg mit und, da er sich rühmlichst bewährte, ward er mit
dem Schwarzen Adlerorden ausgezeichnet. Nach Beendigung des Feldzuges kehrte
er, dem Wunsche seines Vaters folgend, in die Heimat zurück.

Im Juli 1750 bot der Erbprinz Friedrich dem Großer abermals seine Dienste
an, wurde gnädig aufgenommen und von neuem mit dem Kommando des
Selchowschcn Infanterieregiments in Prenzlau betraut. In dieser kleinen Garnison
fühlte sich Ludwig so heimisch, daß er seine Familie nachkommen ließ. Das Erbprinzenpaar
bildete nun den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Vier Kinder
, darunter der langersehnte Nachfolger, wurden hier geboren; ihre Erziehung
blieb die Hauptaufgabe der Mutter. Eine der Erbprinzessin sehr angenehme
Unterbrechung bildete der öftere, zuweilen auf Wochen sich ausdehnende Aufenthalt
in Berlin, wohin sie den Gemahl begleiten durfte. Im Umgange mit dem
geistvollen König und dem ihr mit höchster Achtung begegnenden Hofe fand sie
Genüsse, wie sie sie liebte. In den Briefen an ihre Schwägerin, Markgräfin Karoline
von Baden-Durlach, weiß sie dieselben nicht genug zu rühmen. Der Erbprinz
hing mit größter Verehrung an dem Großen König, und dieser schätzte ihn sehr
hoch wegen seiner militärischen Pünktlichkeit, so daß er öfters dessen Regiment
als ein Muster bezeichnete und anderen Regimentern, wenn sie bei der Besichtigung
nicht befriedigten, drohte, sie in die Schule des Erbprinzen von Hessen zu
geben. Beim Ausbruch des Siebenjährigen Krieges erfolgte die Ernennung zum
Generalleutnant. Die Teilnahme am Kriege wäre Ludwig fast verhängnisvoll geworden
; denn beim Ausmarsch aus Prag am 20. Juni 1757 wurde ihm der Haarzopf
durch eine feindliche Kanonenkugel weggerissen. Nun verließ er das Regiment
, um eine Badekur in Schwalbach zu gebrauchen. Der König gewährte die
erbetene Entlassung, und das fürstliche Paar kehrte in sein Hanauer Land zurück.
Damit hatte Erbprinz Ludwig den Wunsch und Befehl seines Vaters erfüllt, der
ebenso treu kaiserlich gesinnt war wie sein Sohn und vor allem seine Schwiegertochter
„fritzisdi".

Nach Kriegsschluß unterstellte sich der Erbprinz auch Maria Theresia und trat
im Herbst 1764 als General-Feldmarschall-Leutnant in die österreichische Armee
ein, wo er bald zum General-Feldzeugmeister aufrückte. Doch das Kommando
über das ihm anbefohlene Infanterieregiment in Pilsen dürfte er kaum ausgeübt
haben.

Diese militärische Laufbahn des Erbprinzen Ludwig macht es verständlich, daß
als Landesfürst sein sehnlichstes Streben darauf gerichtet sein mußte, selbst eine

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